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Kultur: Der Marsch der Zapatisten: Mit ganz eigenen Masken

Vicente Fox ist ein Populist. Er behauptet das selbst von sich.

Vicente Fox ist ein Populist. Er behauptet das selbst von sich. Auf jeden Fall ist der Präsident Mexikos populär und ein ausgezeichneter Selbstdarsteller. Genauso wie Subcomandante Marcos mit seiner Maske. Fox hat auch so seine Masken. Er missachtet schon mal bewusst die Etikette und trägt zur Amtseinführung anstatt des vorgeschriebenen schwarzen Anzugs nur einen grauen und dazu seine in der familieneigenen Fabrik gefertigten Cowboystiefel. Er kleidet sich gerne auch mit einer silbernen Gürtelschnalle mit den drei Buchstaben seines Namens und reitet mit Jeanshemd, Handy und Sombrero über die Weiden seiner Ranch. Die Mehrheit der Mexikaner findet das gut und mag die Hemdsärmeligkeit ihres Präsidenten. Das ganze Erscheinungsbild des zwei Meter großen Mannes beeindruckt sie. Nach den Jahren des politischen Zerfalls unter Führung von Technokraten steht Fox für Durchsetzungskraft, für einen Neuanfang.

Die Bevölkerung, die zu einem Viertel aus Indios besteht, mag aber auch Marcos und seinen Marsch. Zwei Männer also und viel Symbolik. Da geht es auch um die Hoheit über die Sympathiewerte, über Stimmungen im Land. Das ist ein Grund, warum der Präsident ruhig und gelassen bleibt, warum er Marcos die Show nicht stiehlt. Im Gegenteil: Die Widerstandsgruppe, die nun die Waffen ablegte, steht sogar unter staatlichem Schutz. Denn Fox weiß, wenn dem Subcomandante etwas passiert, er einem Attentat zum Opfer fiele, würde das auch ihn in Schwierigkeiten bringen und die Friedensbemühungen gefährden.

Vicente Fox gewinnt am 2. Juli 2000 die Präsidentschaftswahlen mit seinem Bündnis "Allianz für den Wechsel" mit 42,5 Prozent überraschend deutlich. Es ist ein historischer Sieg, nach 71 Jahren verliert die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) den Posten des Staats- und Regierungschefs. Vetternwirtschaft, Korruption und Repression sowie die systematische Straflosigkeit, die den politischen Alltag beherrschten, sollen der Vergangenheit angehören. Fox, der ehemalige Coca-Cola-Chef in Mexiko, verspricht, er werde mit den "40 Millionen Armen Mexikos eine Brücke der Hoffnung bauen". Mit diesem Versprechen gewinnt er schließlich auch die Herzen der Ureinwohner. Zuvor jubelte ihm vor allem die Jugend zu, die Städter und Geschäftsleute.

Am Tag seiner Amtseinführung ruft Fox die Armee in Chiapas zurück in die Kasernen. 53 Straßensperren werden aufgehoben. Vicente Fox ist bereit zum Dialog. Er meint es ernst. Subcomandante Marcos hat selbst versprochen, man werde künftig ohne Waffen die Politik mitgestalten. Ein Treffen mit Fox lehnt Marcos indes ab. Wenn es dem Guerillero aber wirklich ernst ist, muss seine Maske fallen.

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