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Kultur: Der Pakt mit dem Leviathan

Ian McEwan über den Preis der Freiheit

Der britische Schriftsteller und BookerPreisträger Ian McEwan („Abbitte“, 2002) hat sich in der Londoner Tageszeitung „The Guardian“ vom Freitag zu den Bombenanschlägen geäußert. Niemals sei die Stimmung einer Stadt so brutal umgeschlagen. McEwan beschreibt die „Explosion an neuer Energie und Kreativität“ durch die Entscheidung für London als Austragungsort der olympischen Spiele und die „warmen und im wesentlichen dezenten Emotionen“ nach dem Live8-Konzert im Hyde Park. Die „Paranoia“ nach dem 11. September 2001 und den Anschlägen von Madrid sei „weitgehend vergessen gewesen“.

Am Donnerstagmorgen habe nun der „Terror-Krieg gegen uns“ eine neue Front eröffnet. „Die Staats-Maschinerie, ein großer Leviathan, seiner Autorität gewiss, bewegte sich mit ballettmäßiger Koordination.“ In Analogie zu dem berühmten Gedicht seines Landsmannes W. H. Auden „Musée des Beaux Arts“, das beschreibt wie Ikarus vom Himmel stürzt und der Alltag dennoch weitergeht, beobachtet McEwan eine Frau, die Regenschirme verkauft, und Sandwichverkäufer bei der Arbeit. Abschließend ruft der Schriftsteller jenes „Abkommen mit dem Staat“ ins Bewusstsein, das immer wieder neu ausgehandelt werden müsse: „Wie viel Macht müssen wir an den Leviathan abtreten, wie viel Freiheit müssen wir für unsere Sicherheit verkaufen?“

Ian McEwans neuer Roman „Saturday“, in dem die Angst vor dem Terror auslösendes Moment eines Bewusstseinswandels ist, erscheint am 22. Juli auf Deutsch.mel

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