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Kultur: "Der Segeltörn": Nimm dich mit, Kapitän, auf die Reise

Das Stück beginnt mit dem A und O der Seemannskunst: dem Knoten. In der Kammer-Operette "Der Segeltörn" von Ulrich Bauer begeben sich vier junge Damen zu einer Geburtstagsfeier auf die Wogen des Wannsees.

Das Stück beginnt mit dem A und O der Seemannskunst: dem Knoten. In der Kammer-Operette "Der Segeltörn" von Ulrich Bauer begeben sich vier junge Damen zu einer Geburtstagsfeier auf die Wogen des Wannsees. Viel wissen sie allerdings nicht miteinander anzufangen, dümpeln auf dem ruhigen Gewässer dahin, schlagen Mücken tot und verzehren Sahnetorten sonder Zahl - bis sie unversehens auf Grund laufen und das Geburtstagskind Agnes (Ulrike Stöve)sich bereitwillig von dem notorischen Motorboot-Macho Rudi (Frank Böhme) auffischen lässt, der zugleich am Piano die musikalische Begleitung liefert.

Während Witta, Flora und Tante Charly noch auf ein "Schiff mit kackbraunen Segeln" warten, lauscht Agnes bereits den Gesängen ihres motorisierten Charmeurs, der "immer eine Hand frei" hat zum "Fummeln unterm Textil". Als ein Sturm die Freundinnen in arge Seenot geraten lässt, eilt sie ihnen jedoch mit Rudis Boot zu Hilfe, der wiederum sieht sich dem unverhohlenen Spott der wieder vereinten Seglerinnen ausgesetzt: "Ihr seid die liebsten Freundinnen mir!"

Trotz spartanischer Mittel haben Sandra Leupold und Hanno Siepman das Abschlussstück der Tetralogie "Das Vier-Mäderl-Haus" liebevoll und witzig inszeniert, gleiches gilt für das Bühnenbild, das im wesentlichen aus einer kleinen Holz-Jolle und stilisierten Plastikwellen im Hintergrund besteht. Die Darsteller meistern ihre Gesangspartien und kleine technische Pannen mit souveränem Improvisationstalent.

Bereits 1997 startete im Saalbau Neukölln mit der "Tupperparty" eine vierteilige Reihe von Eigenproduktionen aus der Feder des Komponisten Bauer, dem Paradiesvogel unter den Komponisten der Gegenwart. Anstatt mit Zwölftontechnik und Elektronik zu experimentieren, knüpft Bauer ganz bewusst an die Operettentradition des 19. Jahrhunderts und Komponisten wie Offenbach oder Benatzky an und macht, wie er selbst sagt, "seinen eigenen Stiefel".

Bei seiner aktuellen Komposition hätte Ulrich Bauer vielleicht noch ein paar Register mehr ziehen können. Andererseits, als "einziger lebender Operettenkomponist" ist man natürlich über jeden Zweifel erhaben.

Hagen Kohn

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