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Kultur: Der Tadellose

Zum 80. Geburtstag des britischen Dirigenten Sir Neville Marriner

Vermutlich findet sich in jedem klassikinteressierten Haushalt mindestens eine seiner Aufnahmen: Kein Dirigent des 20. Jahrhunderts hat so viel für Schallplatte und CD eingespielt wie Sir Neville Marriner. Weit über tausend Werke von Purcell bis Strawinsky, von Bach bis Offenbach umfasst der Aufnahmeberg, den der Brite im Laufe eines halben Jahrhunderts anhäufte – irgendwann hatte er selbst Karajan überrundet.

Ginge es nur nach den Verkaufszahlen, müsste Sir Neville somit ein Ehrenplatz im Pantheon der Pultstars sicher sein. Dennoch ist der Ruf des ChorleiterSohns und Violinisten, der seine Konzerte zunächst vom Geigenpult aus dirigierte, heute merkwürdig zwiespältig: Stand er mit seinem 1959 gegründeten Kammerorchester, der Academyof-St.-Martin-in-the-Fields, noch an der Spitze einer Bewegung, die Bach und Mozart aus den Klauen der schwerfälligen Sinfonieorchester befreite und einen schnittigen, swingenden Sound durchsetzte, wirkte ebendieses schlackenlose Klangideal in den Achtzigerjahren zusehends veraltet.

Marriners Ausweg aus dem Wettkampf mit Harnoncourt, Gardiner und Co. war eine zunehmende Verlagerung seines Repertoireschwerpunkts ins 19. und 20. Jahrhundert: Seit Mitte der Achtziger dirigierte der ehemalige Konzertmeister des London Symphony Orchestra zunehmend die großen Orchester der Welt – natürlich nicht, ohne mit diesen wiederum etliche Aufnahmen für die boomende CD-Industrie zu machen.

Seine Überzeugungen änderte er dabei nicht: Sein Tschaikowsky, sein Britten sind immer noch dem gleichen Ideal tadelloser Brillanz verpflichtet wie der von ihm eingespielte Soundtrack zu Milos Formans „Amadeus“ – der größte Verkaufserfolg in Marriners Karriere. Und als Nächstes? „Ich werde vermutlich weitermachen, bis es mich nicht mehr gibt,“ so der Unermüdliche.

Heute feiert Sir Neville seinen 80. Geburtstag. Im Aufnahmestudio? jök

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