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Kultur: Der Turmbau zu New York

Das erste Hearing über die Zukunft von Ground Zero

Die Pläne sind neu, die Bedenken bleiben die alten. „Das war nicht, was wir erwartet haben“, sagte ein Mitglied der Lower Manhattan Development Corporation (LMDC) nach dem ersten öffentlichen Hearing zur Neubebauung des Ground Zero in New York. „Das waren dieselben Leute, die wir schon einmal gehört haben, und sie haben dieselben Dinge gesagt.“ Seinen Namen mochte der Mann dennoch nicht in der Zeitung sehen, zu sensibel ist die Angelegenheit. Das musste die LMDC bereits im vergangenen Sommer erfahren, als die erste Version für die Neugestaltung des Platzes, auf dem bis zum 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Centers standen, bei den New Yorkern sang- und klanglos durchfiel.

Im Dezember nun hatten zwei Architekten und fünf Architekten-Gruppen von internationalem Rang in der zweiten Runde ihre Visionen vorgestellt für eine neue New Yorker Skyline und die Gestaltung der Fußspuren, die die beiden Türme hinterlassen haben. Zehntausende sahen sich seitdem die Modelle und Pläne von Norman Foster, Daniel Libeskind und den anderen in einer Ausstellung am Ground Zero an, nach Angaben der LMDC klickten mehr als fünf Millionen auf die Webseite www.renewnyc.com . Das Interesse, öffentlich Stellung zu nehmen, hielt sich dagegen in Grenzen. Rund 700 Menschen kamen in die Pace University in Manhattan, in den anderen vier Stadtteilen und auf Long Island verloren sich insgesamt gerade 60 Bürger in den per Video zugeschalteten großen Versammlungsräumen.

Allgemeines Unbehagen bereitet der undurchsichtige Entscheidungsprozess, an dem neben der LMDC auch die Port Authority von New York und New Jersey als Besitzer des Ground Zero sowie der Gouverneur des Bundesstaates New York und der Bürgermeister der Stadt beteiligt sind. Außerdem muss auf die Belange des World Trade Center-Pächters Larry Silverstein Rücksicht genommen werden. Vor allem die Angehörigen der knapp 2800 Menschen, die bei den Terroranschlägen auf die Zwillingstürme starben, sorgen sich um die Sicherheit der neuen Bauwerke. „Wenn wir keine großartige symbolische Antwort auf die Attacken geben, hört diese Stadt auf, so wundervoll zu sein, wie sie es bislang war“, sagt ein Mann. Den wohl größten Beifall des Abends erntet der nächste Redner mit den Worten: „Die Tower nicht zu ersetzen, würde den Terroristen Recht geben. Deshalb müssen wir Türme bauen, die größer, besser und sicherer sind als je zuvor.“ Die Redebeiträge des fünfstündigen Abends boten ein buntes Panoptikum. Da wird bezahlbarer Wohnraum in Lower Manhattan gefordert und auf die Beachtung von Umweltbelangen gedrungen. Ein Vertreter der Audubon Society sorgt sich um die Vögel, die gegen die Stahl- und Glasfassaden fliegen und sterben. Und mittendrin darf auch Abe Hirschfeld ans Mikrofon. Der 82-Jährige, der seine Millionen als König der Open-Air-Garagen gemacht hat, wird seinem Ruf als Stadt-Clown gerecht: Er sorgt sich in erster Line um eine ausreichende Zahl von Parkplätzen, „damit die Autos keine Erkältung kriegen.“ Die endgültigen Pläne will die LMDC bis spätestens Mitte Februar vorlegen.

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