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Kultur: Der Zopf der Zeit

POP

Mit melodiösem Mainstream-Pop waren Fleetwood Mac eine der erfolgreichsten Bands der Siebzigerjahre. Der Rest ist Geschichte. Von internen Querelen, Beziehungsproblemen, Trennungen, Wiedervereinigungen. Über zehn Jahre nach dem letzten Album nun ein neues: „Say You Will“. Und alle wieder zusammen, nur Christine McVie wollte nicht mehr. Trotz gepfefferter Eintrittspreise ist die Berliner Max-Schmeling-Halle gut gefüllt. „Aba wennwa schon so ville zahln, denn kannet ooch pünktlich loshjehn!“, findet eine ältere Dame. Eine halbe Stunde später: Licht aus. Taschenlampen auf der Bühne. Gehusche. Bummbumm-Bummbumm – Bass-Drum zum Mitklatschen. Mick Fleetwood, weißbärtig und bezopft, klopft kräftig auf die Trommeln. Vorne rafft Lindsay Buckingham eine Gitarre und rifft in weißem Hemd und Jeans.

Links Stevie Nicks mit langen goldenen Haaren und schwarzem Kleid mit Hippiefransen. Und im Hintergrund, mit weißer Batschkapp, schwarzer Weste spielt John McVie einen schön knurrigen Bass. „The Chain“ vom Erfolgsalbum „Rumours“. Und „Dreams“ gleich hinterher. Der Abend ist ein Querschnitt der fast 30-jährigen Bandgeschichte. Die meisten Songs stammen von den ersten beiden Alben. Und vom neuen. Sie klingen makellos, glatt, gefällig. Buckingham spielt eine feine Akustikgitarre, rasantes Fingerpicking. Seine Saiteneskapaden geraten allerdings zu eitel kraftmeiernder Phrasendrescherei. Ein aufgepumptes Nichts gegen Stevie Nicks angeschabte Samtstimme. Zwei Dutzend Songs in zweieinhalb Stunden waren dann fast zu viel. „Die Hits hätten jereicht“, meint ein älterer Herr beim Rausgehen.

H.P. Daniels

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