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Ingo Schulze, 50, lebt in Berlin. Er ist Autor von „Simple Storys“, „Neue Zeit“, „Adam und Evelyn“.

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DER SCHRIFTSTELLER INGO SCHULZE ÜBER DIE NSA-PETITION: „Snowden ist ein Vorhang-Öffner“

Herr Schulze, warum haben Sie den Offenen Brief unterschrieben?Es ist eine Möglichkeit, Einspruch zu formulieren.

Herr Schulze, warum haben Sie den Offenen Brief unterschrieben?

Es ist eine Möglichkeit,

Einspruch zu formulieren. Es ist schmerzhaft und entwürdigend zu sehen, wie duckmäuserisch wir uns als Staat, als Bundesrepublik Deutschland verhalten. Wie soll denn das bisherige Verhalten anders bewertet werden, als dass die Regierenden jedwede Souveränität, jedweden Willen vermissen lassen, die offensicht-

lichen und grundlegenden Angriffe auf unsere Rechte und Freiheiten angemessen zu beantworten?

Ist Deutschland ein Überwachungsstaat?

Wie soll man es denn anders nennen, wenn jeder meiner Schritte im Netz

beargwöhnt wird und quasi unter Generalverdacht steht? Ich brauche nur ein paar Begriffe zu benutzen, am Telefon oder per Mail, um verdächtig zu werden.

Tragen wir alle nicht Mitschuld daran, immer transparenter zu werden?

Man muss unterscheiden. Wenn jemand bereit ist, sich bei Facebook zum gläsernen Menschen zu machen, ist das seine Sache. Wenn ich etwas über Google suche – es gibt ja auch andere Suchmaschinen – oder bei Amazon etwas bestelle, muss ich aber voraussetzen können, dass dies nicht gespeichert und später verwendet wird. Das muss durchgesetzt und das Internet sollte vergesellschaftet werden. Das heißt, wir – in Deutschland, in Europa – müssen eigene Suchmaschinen haben.

Können wir selbst etwas gegen das Ausspähen tun?

Ich weigere mich, etwas gegen die Überwachung zu tun! Ich darf und muss als Bürger von den Regierenden einfordern, dass sie mich schützen und Mut vor dem politischen Freund

beweisen.

Hatten Sie einmal das Gefühl, selbst überwacht zu werden, gerade nach 1989?

Nein. Auch nicht in der DDR, bis auf eine Ausnahme, da hat die Stasi etwas falsch verstanden oder falsch geschlussfolgert und uns Vorbereitung zur Republikflucht unterstellt. Da ging für einen

Moment der Vorhang auf. Edward Snowden ist

auf andere Art so ein

Vorhang-Öffner.Fragen: Gerrit Bartels

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