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Design: Spitzes Stück

Modernes Design bei Lempertz in Berlin: Insgesamt 164 Los-Nummern umfasst die zweite Design-Auktion, die das Kölner Kunsthaus wie bereits im Vorjahr in seiner Berliner Dependance abhält.

Die „Kuba-Komet 60“ ist nicht nur für Retro-Fans ein Spitzenstück. Die 1957 entworfene TV- und HiFi-Truhe umrahmt den Schwarzweißfernseher wie ein Segel aus gestreiftem Riegelahorn und windschnittigen Wengeholz-Diagonalen. Eine Schwenkvorrichtung sorgt für echten Fernsehkomfort. Dass das extravagante Unterhaltungsmöbel maßgeblichen Anteil auch am finanziellen Erfolg der Wolfenbütteler Tonmöbel-Firma Kuba hatte, ist jedoch unwahrscheinlich; denn mit rund 3000 D-Mark war es nicht gerade massentauglich. Den Geist des Wirtschaftswunders verkörpert das futuristische Raumobjekt allemal. Nun kommt eines der wenigen erhaltenen und funktionstüchtigen Exemplare mit einem Schätzpreis von 25 000 bis 30 000 Euro bei Lempertz zum Aufruf.

Insgesamt 164 Los-Nummern umfasst die zweite Design-Auktion, die das Kölner Kunsthaus wie bereits im Vorjahr in seiner Berliner Dependance abhält. Den Auftakt machen Steinzeug-Gefäße des frühen 20. Jahrhunderts aus der Hamburger Sammlung Heuser (Schätzpreise zwischen 1000 und 4000 €). Mit entsprechenden Taxen bedacht ist eine Kollektion von Schalen und Vasen aus der Glasmanufaktur Daum Frères Nancy, die neben Emile Gallé zum Inbegriff des französischen Jugendstils gehörte. Den Höhepunkt der Art-Déco-Offerte bildet ein komplettes Esszimmer von André Sornay, das für 25 000 bis 30 000 Euro eine neue Heimstatt sucht.

Eine Rarität ist Ludwig Mies van der Rohes Freischwinger MR 20 in der 20er-Jahre-Ausführung. Mit dem originalen Rohrgeflecht soll der sogenannte Weissenhof-Sessel 15 000 bis 17 000 Euro einspielen. Das teuerste Einzelstück ist vom französischen Kult-Designer Jean Prouvé, dessen Fertighaus „Maison Tropicale“ vor zwei Jahren bei Christie’s mit knapp 5 Millionen Dollar einen Rekord in der Design-Sparte erzielte. Sein 1945 gefertigter Tisch „Flavigny“, mit einem schnörkellos geformten und schwarz gelackten Eisengestell, über dem eine rote Granitplatte zu schweben scheint, ist auf 25 000 bis 35 000 Euro geschätzt.

Zeitgenössisches kommt vom israelischen Architektur- und Design-Star Ron Arad, der mittlerweile auch auf Kunstauktionen Höchstpreise erzielt: ein „Tree Light“ aus lackiertem Stahlrohr mit Betonsockel (2500–3000 €). Mit der gleichen Taxe geht „Mimi2“ ins Rennen: ein Kronleuchter, den der Österreicher Walter Schmögner 1989 als achtbeinige Spinne gestaltete. Michaela Nolte

Kunsthaus Lempertz, Poststraße 22; Vorbesichtigung So, Do & Fr 11–16 Uhr, Mo–Mi 11–17 Uhr. Versteigerung: Sa, 23. Mai, ab 11 Uhr.

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