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Kultur: Dessau zu ehren

PORTRÄTKONZERT

Er war der bedeutendste Komponist der DDR, ebenso im Widerstreit mit engstirnigen Parteifunktionären wie loyal zu seinem Staat, „Hauskomponist“ Bertolt Brechts, doch durchaus eigenständig. Grund genug für den RBB, Paul Dessau zum 25. Todestag und 110. Geburtstag mit einem Porträtkonzert zu ehren. Dessaus Werke sind weitgehend von Spielplänen und Konzertpodien verschwunden, und so klingt neu und teilweise fremd, was das von Roger Epple geleitete Deutsche Symphonie-Orchester im RBB-Sendesaal vorführt. Stärksten Eindruck macht „In memoriam Bertolt Brecht“, eine grellfarbig monumentale, martialische Impulse „verrückende“ Trauermusik zum Tod des Weggefährten 1956. In der weit gespannten, expressiven Streichermelodik ist zu ahnen, dass Dessau im Pariser Exil der 1930er Jahre die Zwölftontechnik entdeckte: „Les Voix“, auf einen Text von Paul Verlaine, montiert splittrige Bruchstücke zu Ausbrüchen und jäh zerbröselnden Abstürzen. Doch während Holger Groschopp kraftvolle KlavierGesten beisteuert, bringt Ksenija Lukic für den schwierigen Sopranpart nicht die nötige Durchschlagskraft auf.

Präziser agiert sie im Flamenco-Flair verströmenden „Danse et Chanson espagnole“ (1937). Wie dieses Stückchen wurde auch „Examen“ kürzlich im Archiv der Akademie der Künste entdeckt und hier uraufgeführt, ein reizvoll Sopran und Mezzo (Manuela Bress) verschmelzendes, doch seltsam unausgewogenes Fragment. Während Groschopp das expressive Klavierstück „Guernica“ allzu nüchtern darbietet, steht dem die 1. Sinfonie von 1926 in strahlender Dur-Apotheose fremd gegenüber – am Ende eines in seiner Heterogenität etwas ratlos machenden Programms.

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