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Kultur: Deutsche Saison

Harte Bandagen am Deutschen Theater Berlin

Die Stimmung ist zwar nicht entspannt, aber entschlossen. „Wir wollen es jetzt wissen“, wiederholt Bernd Wilms, Intendant des Deutschen Theaters, gleich mehrfach. Wissen, wie es um Deutschland steht. Um das deutsche Theater im Allgemeinen. Und um das Deutsche Theater Berlin im Speziellen, wo man seit Monaten von Unstimmigkeiten im Ensemble, Aushängen am schwarzen Brett, Ensembleversammlungen und offenen Briefen an den Intendanten hört. Und das, obwohl sich Besucher und Einnahmezahlen, wie Geschäftsführer Klaus Steppat stolz vermerkt, trotz ständigen Spardrucks durchgehend positiv entwickelt haben.

Die Lösung heißt: Flucht nach vorn. Mit einem Hardcore-Spielplan geht Wilms ins vierte Jahr: Sechs Premieren zum Thema Deutschland eröffnen ab September die Spielzeit 2004/2005. Dimiter Gotscheff, Heiner-Müller-Spezialist seit langem, baut ein Müller-Tableau rund um „Germania Tod in Berlin“, Haus-Starregisseur Michael Thalheimer widmet sich „Faust 1“ mit Ingo Hülsmann in der Hauptrolle („Faust 2“ folgt 2005), Tom Kühnel inszeniert die „Hermannsschlacht“, die gerade an diesem Haus auf eine höchst problematische Rezeptionsgeschichte zurückblickt. Hinzu kommen neue Stücke von Thomas Brasch, Lars Norén, und ein „Deutscher Liederabend“ von Timo Dierkes. Und wem das noch nicht deutsch genug ist: Bühnenbildnerin Claudia Rohner verwandelt das Rangfoyer in ein „Deutsches Eck“, wo jeweils vor den Vorstellungen dreißigminütige Veranstaltungen zu wechselnden Themen stattfinden. Später in der Spielzeit folgen dann noch die Uraufführung eines Fritz Kater-Stücks und, von Chefdramaturg Oliver Reese eingerichtet, ein Theaterprojekt zu Goebbels’ Tagebüchern.

Mit Thalheimer, Petras, Gotscheff, Kruse und, als Neuzugang, Barbara Frey, sind damit fünf Regisseure am DT tätig, die zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen wurden, bilanziert Wilms stolz. Im Ensemble wird Ulrich Matthes, durch seine Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ am Haus vertreten, fest gebunden, und – vielleicht auch eine Reaktion auf die Krise in der Dramaturgie – Bernd Stegemann, zuvor in der Künstlerischen Leitung des TAT in Frankfurt, wurde als Dramaturg neu verpflichtet und hat die Reihe „Deutsche Stoffe“ mit entworfen. til

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