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Kultur: Die Braut haut ins Auge

Sanfter Grusel: der Kinderfilm „Das Geheimnis von Green Lake“

Von Susanna Nieder

Ein Camp für schwer Erziehbare, schöner Mist. Ringsum nichts als Staub und Löcher, die tagein, tagaus von den Jugendlichen gegraben werden. Drinnen: drei abgedrehte Aufseher und die jungen Delinquenten, die den Druck nach Kräften an die Schwächeren weitergeben. Dabei hat Stanley Yelnats überhaupt nichts ausgefressen. Aber er ist ein Pechvogel – das liegt in seiner Familie, auf der seit vier Generationen ein Fluch lastet.

„Das Geheimnis von Green Lake“ – nach dem Kinderbuch „Löcher“ von Louis Sachar, der auch das Drehbuch geschrieben hat – ist ab sechs Jahren freigegeben. Ein richtiger Kinderfilm ist er trotzdem nicht. Zwar verfremdet Regisseur Andrew Davis („Collateral Damage“) die latente Gewalt durch eine stark ironisierende Erzählweise so, dass Kinder damit umgehen könnten. Doch bis zum Happy End hat Sachar drei Stories so umständlich miteinander verwoben, dass der Zuschauer gelegentlich den Faden verliert. In der Hauptgeschichte müssen Stanley und sein neuer Freund Zero das Leben im Camp meistern. Der zweite Erzählstrang handelt von dem Fluch, der auf der Familie Yelnats lastet, der dritte, eine Wildweststory, erzählt das eigentliche Geheimnis von Green Lake. Am Ende finden sich die Geschichten in einem sehr amerikanischen Geflecht aus Glückssuche und dem Lob des Durchhaltevermögens verwoben.

Das Beste an diesem so seltsamen wie unterhaltsamen Film sind die Darsteller, angefangen bei Shia LaBeouf als Stanley, Khleo Thomas als Zero und den anderen Jugendlichen. Sigourney Weaver, Jon Voight und Tim Blake Nelson (der Kleine aus „O Brother, Where Art Thou?") spielen die drei Aufseher als groteske Fieslinge, Patricia Arquette als rächende Wildwestbraut Kissin’ Kate Barlow ist sehenswert wie immer. Und Eartha Kitt als gurrende Madame Zeroni im alten Europa, die den Schlamassel mit ihrem Fluch lostritt, wirkt wirklich wie eine Gestalt aus einer anderen Welt.

In zehn Berliner Kinozentren.

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