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Kultur: Die Dinosaurierinnen

Wahrscheinlich würden sie selbst das D-Wort nicht gerne hören. Aber sind sie nicht Dinosaurierinnen - oder wie lautet die korrekte weibliche Form?

Wahrscheinlich würden sie selbst das D-Wort nicht gerne hören. Aber sind sie nicht Dinosaurierinnen - oder wie lautet die korrekte weibliche Form? Die deutschen Filmemacherinnen hatten ihre "große" Zeit in den siebziger und achtziger Jahren. Auch Marceline Loridan-Ivens, Mitarbeiterin und Witwe des Dokumentarfilmers Joris Ivens - eine Zuordnung, die auch sie gar nicht schätzt - die jetzt, mit 70, ihren ersten Spielfilm drehen will.

Dinos. Nicht etwa, weil ihre Ideen und Ansprüche veraltet wären. Doch sie wirken fremd in einer Zeit, in der junge Regisseurinnen es als Beleidigung empfinden, ihre Filme auf einem Frauenfilmfestival zu präsentieren. Schließlich gibt es ja Doris Dörrie und Katja von Garnier und Caroline Link und . . . Was also passiert, wenn sich junge Filmemacherinnen der alten annehmen? Zwei Filme, im Babylon-Kino zu einem Programm zusammengestellt, könnten das veranschaulichen. "Zwischen Lust und Last" heißt die knapp einstündige Beta-Produktion, mit der sich Natalie Kreisz und Jutta Müller-Novak auf die Spuren des neuen deutschen Frauenfilms begeben. Fast alle mit Rang und Namen sind angetreten zum Gespräch - Jutta Brückner, Regine Kühn, Helga Reidemeister, Helke Sander und Ula Stöckl. Doch wo bleibt der annoncierte "Blickwinkel der jungen Generation" auf die Filmemacherinnen?

"Zwischen Lust und Last" ist ein fernsehgerechtes Statement-Potpourri, aufgereiht an Standardfragen. Gerade mal die Aufnahmekonstellation, eine mit drei Projektionsflächen ausgestattete Fabriketage, die die Regisseurinnen in den Rahmen ihrer alten Filme stellt, versucht, Bezüge herzustellen, bleibt aber formal. Ansonsten haken die Filmemacherinnen brav das Bio-Chronologische ab - und streuen dazu Filmausschnitte ein. Dann wurde das Ganze geschnipselt und parallellmontiert.

Daniela Schulz, die sich in "Windsbraut" der Regisseurin Marceline Loridan-Ivens annähert, tappt in eine andere Falle. Auch ihr Porträt schlittert elegant an den eigentlichen Fragen vorbei, auf jeden Fall denen, die sich nicht auf Joris Ivens beziehen. Auch Daniela Schulz versucht über die Integration von schon vorhandenem Material über einen tragbaren Monitor eine zweite Ebene in den Film zu bringen. Auch das bleibt Spielerei. Lieber hätte man mehr über das aktuelle Projekt der Regisseurin erfahren, einen autobiographisch geprägten Film, der um ihre Deportation nach Auschwitz kreist. "Der kleine Birkenhain" soll er heißen. Ach, wollten doch überhaupt die jungen Filmemacherinnen ein wenig vom Einfallsreichtum der älteren lernen.

Heute, 19.30 Uhr (in Anwesenheit der Filmemacherinnen) und 4. Juli, 21.30 Uhr.

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