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Der Kulturmanager Andreas Hoffmann ist neuer Geschäftsführer der documenta in Kassel.

© Foto: Götz Wrage/dpa

„Die documenta muss mutig bleiben“ : Neuer Documenta-Geschäftsführer will Antisemitismus-Skandal aufarbeiten

Die documenta fifteen hatte mit antisemitischen Darstellungen für Aufruhr gesorgt. Hoffmann zufolge stellen die Kunstfreiheit und die hohe Sensibilität gegenüber Menschenfeindlichkeit gleichermaßen zentrale Grundwerte dar.

Der neue Geschäftsführer der documenta in Kassel, Andreas Hoffmann, hat sich zur Zukunft der Weltkunstausstellung geäußert. So müsse der Skandal um antisemitische Bildmotive aufgearbeitet werden, die bei der jüngsten Ausgabe der documenta gezeigt worden waren.

Das forderte Hoffmann in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). „Die Kunstfreiheit und die hohe Sensibilität gegenüber Menschenfeindlichkeit aller Art lassen sich nicht gegeneinanderstellen, sondern sie stellen gleichermaßen zentrale Grundwerte unserer Gesellschaft dar.“

Kunst muss laut Hoffmann provozieren und Fragen stellen können

Zugleich betonte der Kunstmanager: „Die documenta muss mutig bleiben.“ Zeitgenössische Kunst müsse „provozieren und Fragen stellen können. Deshalb ist diese Debatte ja so wichtig. Das ist ein grundsätzliches Thema unserer Gesellschaft.“

Die documenta fiteen sei „ein starker Impulsgeber“ gewesen, fügte Hoffmann hinzu, der ab Mai neuer Geschäftsführer der Weltkunstausstellung wird. „Aktuell laufen viele Diskussionen um neue Formen kollektiver Führung in Kulturhäusern. Das betrifft etwa die Überwindung des Bildes des genialen Einzelkünstlers beziehungsweise der genialen Einzelkünstlerin“, erklärte er. „Dafür interessieren sich Kulturbetriebe aktuell stark“.

Ich fand den Gedanken der gemeinsamen Aufteilung von Ressourcen sehr stark in seiner visionären Kraft.

Andreas Hoffmann

Ihn habe die vergangene Schau „in Staunen versetzt“, fügte Hoffmann hinzu. „Ihr sehr weit in die Zukunft gerichteter Blick auf Themen wie Kollektivität, Solidarität und Teilhabe sowie Nachhaltigkeit hat mich fasziniert. Ich fand den Gedanken der gemeinsamen Aufteilung von Ressourcen sehr stark in seiner visionären Kraft.“

Die nächste documenta soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel stattfinden. Für einen Skandal bei der documenta fifteen hatte im vergangenen Sommer die Präsentation des Banners „People's Justice“ des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen gesorgt. Danach wurden als antisemitisch kritisierte Bilder gefunden; darunter judenfeindliche Stereotype in Zeichnungen der Broschüre „Presence des Femmes“.

Hoffmann, geboren 1971, ist seit 2007 Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums in Hamburg. Bis 2019 war er zusätzlich Programmleiter Kunst und Kultur für die Musik- und Denkmalprojekte der „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Seit 2011 lehrt er am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, seit 2016 als Honorarprofessor. (KNA)

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