zum Hauptinhalt

Kultur: Die Erde ist weiblich

Christina Tilmann über die seltsame Liebe zur kostbaren Kunst Es ist, als hätte man die Mona Lisa gestohlen: Cellinis „Salzfass“ ist im Bereich der Skulptur das, was Leonardos berühmtes Porträt für die Malerei ist: Ein Schlüsselwerk, tausendfach abgebildet, allen bekannt. So etwas verkauft sich nicht, es sei denn als Konterfei auf TShirts oder als Plastik-Nachbildung an den Ständen der Seine-Händler.

Christina Tilmann über die

seltsame Liebe zur kostbaren Kunst

Es ist, als hätte man die Mona Lisa gestohlen: Cellinis „Salzfass“ ist im Bereich der Skulptur das, was Leonardos berühmtes Porträt für die Malerei ist: Ein Schlüsselwerk, tausendfach abgebildet, allen bekannt. So etwas verkauft sich nicht, es sei denn als Konterfei auf TShirts oder als Plastik-Nachbildung an den Ständen der Seine-Händler.

Und doch gibt es offenbar genügend Fanatiker, die sich so ein Schmuckstück gern in den privaten Tresor stellen würden: Auch die Mona Lisa wurde schon einmal gestohlen, 1911, von dem italienischen Spiegelhersteller Vincenzo Peruggia. Und im Fall des Cellini-Diebstahls vermuten die Ermittler sogleich einen „wahnsinnigen“ Sammler. Donna Leon hat in einem ihrer Venedig-Krimis einen solchen Fanatiker porträtiert, der sich der geraubten Kunstgüter daheim in der klimatisierten Privatgalerie erfreut.

Das ist im Fall des Salzfasses sogar besonders leicht: Gerade einmal 33 Zentimeter misst Cellinis Meisterwerk, eine Allegorie auf Meer und Erde. „Die Erde habe ich weiblich gebildet, von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wusste und konnte“, schrieb Benvenuto Cellini in seiner Autobiografie. Übersetzt hat sie Johann Wolfgang von Goethe. Weil ihm das abenteuerliche Leben des italienischen Bildhauers so gefiel. Und dessen anmutig-weibliche Kunst.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false