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Kultur: Die fahrende Bühne

„Deplatziert“: Dieses Gefühl muss man dem Theatergänger nicht erklären. Die tröstliche Nachricht: Es trifft auch andere Bevölkerungsgruppen.

„Deplatziert“: Dieses Gefühl muss man dem Theatergänger nicht erklären. Die tröstliche Nachricht: Es trifft auch andere Bevölkerungsgruppen. Die junge Theatermacherin Emre Koyuncuoglu aus Istanbul liefert den Beweis: Unter dem Motto „Ariza/Deplatziert“ treffen sich bei ihr Frauen und Männer auf einem Doppelbett, um zunächst blumig in ihren Fantasien zu schwelgen und diese anschließend an der Realität zu messen. Das Ergebnis soll höchst Berlin-kompatibel sein. Ariza/Deplatziert im HAU 2 (1.3., 20 Uhr, 2.3., 19 Uhr) ist eine der Eröffnungsperformances des Festivals „Beyond Belonging – Autoput Avrupa von Istanbul bis Berlin“, das dreieinhalb Wochen lang theatrale Recherchen entlang der berüchtigten Transitstrecke durch das ehemalige Jugoslawien präsentiert.

Beim Regisseur Stefan Kaegi, den man auch als Teil von Rimini Protokoll kennt, ist diese Reise nicht nur eine Metapher, sondern ein höchst gegenständlicher und erhellender Doku-Theater-Akt: Die Besucher von Cargo Sofia-Berlin (5.-17.3., Start 19 Uhr 30 vorm HAU 2) werden von zwei bulgarischen Fernfahrern im links verglasten Lastwagen durch Berlin gefahren, machen Bekanntschaft mit Raststätten, Verladerampen und Lagerhallen und gewinnen neben einem Stadtpanorama, mit dem kein High-Tech- Kino dieser Welt konkurrieren kann, eine sehr persönliche Perspektive auf Arbeits- und Lebensverhältnisse von Sofia bis Berlin.

Nicht minder beeindruckend ist Feridun Zaimoglus und Günter Senkels von Neco Celik inszenierter Theatertext Schwarze Jungfrauen im HAU 3 (1.-6.3., 20 Uhr), der auf Interviews mit Neomusliminnen in Deutschland basiert.

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