zum Hauptinhalt

Kultur: Die Fremden im Dorf

Rumänien im Winter: eine graue, kahle Schneewüste, menschenleer.Den einsamen Fremden, der da durch den Matsch voranstapft, scheint die Kälte nicht zu stören.

Rumänien im Winter: eine graue, kahle Schneewüste, menschenleer.Den einsamen Fremden, der da durch den Matsch voranstapft, scheint die Kälte nicht zu stören.Er hat ein Ziel und glaubt, ihm nah zu sein.Stéphane (Romain Duris) ist auf der Suche nach der Sängerin Nora Luca, deren Lieder er von einer Kassette kennt.Der alte Izidor (Izidor Serban), er lamentiert sturzbesoffen vor einer Kneipe, will den Franzosen zu ihr führen.Doch zunächst nimmt er Stéphane mit in sein Dorf.

Der Fremde wird mißtrauisch beäugt.Er könnte Kinder entführen wollen oder doch mindestens ein Hühnerdieb sein.Haß und Vorurteile entladen sich auf Izidors jungen Gast."Die Zigeuner haben diese Szene geliebt", sagt Regisseur Tony Gatlif.Nach "Les Princes" (1983), einem Film über Zigeuner in den Pariser Vorstädten, und "Latcho Drom" (1992), dem Reisefilm, der auf der Spur der Roma von Rajastan über Ägypten, Ungarn und Frankreich bis nach Andalusien führt, hat Gatlif nun mit "Gadjo Dilo" sein Zigeuner-Triptychon beendet.Es ist ein Film voller Leidenschaft und Sinnlichkeit, ein um Sympathie werbendes Plädoyer für eine weithin unbekannte Welt.Stéphane, eigentlich nur auf der Suche nach einer Musik, entdeckt eine fremde Kultur und findet sogar, indem er Rituale und Bräuche der Roma akzeptiert, Freundschaft und Halt in einer vitalen, sinnenfrohen Dorfgemeinschaft.

Und er findet Liebe.Sabina (Rona Hartner), nach langem Auslandsaufenthalt in die Heimat zurückgekehrt und deshalb im Dorf fast genauso fremd wie er, wird Stéphanes Geliebte und ihn auch später nach Frankreich begleiten.Es hat einen tragischen Zwischenfall gegeben.Izidors Sohn hat einen Rumänen getötet, der ihn zu Unrecht ins Gefängnis gebracht hatte.Die Vergeltung folgt auf dem Fuß: Izidors Dorf wird in Brand gesteckt und dem Erdboden gleichgemacht.Die Gewißheit, daß die Feindschaft zwischen Zigeunern und Rumänen niemals aufhören wird, begleitet als schmerzlicher Unterton das sonst vorwiegend heitere Filmgeschehen.Von einer Handlung zu sprechen, wäre falsch.Gatlif, inspiriert von den Laiendarstellern und ihren Erzählungen, inszeniert Episoden, doch fügt er sie einfühlsam zu einem sehr geschlossen wirkenden Bild.

Broadway, Filmbühne am Steinplatz, Hackesche Höfe, New Yorck, Nord

CARLA RHODE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false