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Kultur: Die längste Stunde

Eine

von Rüdiger Schaper

Hier kommt etwas aus der Abteilung Seriöser Unsinn & Neujahrsvorsätze. Die Berliner Volksbühne, auch bekannt als Regierungstheater (Roter Salon, Grüner Salon!), bietet zur Einführung von Hartz IV flankierende Maßnahmen an. Am 20. Januar findet am RosaLuxemburg-Platz der erste Ein-Euro-Theaterabend statt. Kein Scherz – man kann es auf der Homepage nachlesen. Es funktioniert so: Wer eine Stunde ununterbrochen im Theater sitzt, bei freiem Eintritt, bekommt am Ausgang einen Euro ausgezahlt, in bar. Dabeibleiben ist alles. Und dann wird kassiert.

Leider hat die Direktion nicht mitgeteilt, was sich in der durchzuhaltenden Theaterstunde abspielt. Nur so viel: Jürgen Kuttner wird nicht auftreten. Das wäre also schon mal überstanden. Was aber, wenn es eine Schlingensiefstunde ist? Oder Dramaturg Prof. Hegemann plaudert aus dem dialektischen Nähkästchen? Oder Castorf liest Märchen vor? Oder Sophie Rois singt Schuberts „Winterreise“? Oder Thomas Flierl diskutiert mit Christoph Hein und Claus Peymann über das österreichische Nationaltheater?

Eine Stunde kann ganz schön lang sein. Auch im richtigen Theater. Wir nehmen die Anregung auf und schreiben jetzt die Rechnungen für das verflossene Jahr. An die Intendanzen der hauptstädtischen Bühnen. Betr.: Lebenszeit. 10 Euro pro angefangene Stunde in schlechten Aufführungen. So tragen die Theater zu Umverteilung und Subventionsabbau bei. Wenn jetzt aber nur noch tolle Inszenierungen kommen, dann hätten wir 2005 Glück im Unglück. Viel Spaß!

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