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Auf der Leipziger Buchmesse.

© dpa/Hendrik Schmidt

Vielfalt, Politik und Verfeinerung: Das ist die Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse

Verstärkte Auseinandersetzung mit Fragen des politischen und historischen Bewusstseins: Die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 stehen fest.

Am größten dürfte die Freude über diese Nominierungsliste für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 in der Comicwelt sein: Nachdem im vergangenen Jahr erstmals überhaupt ein Comic in der Geschichte dieses Preises nominiert worden war, Birgit Weyhes „Rude Girl“, über das Leben der schwarzen Germanistikprofessorin Priscilla Layne in der Sachbuch-Kategorie, findet sich dieses Mal gar einer in der Belletristik: Anke Feuchtenbergers „Genossin Kuckuck“, das surreale Porträt eines fiktiven Dorfes im DDR-Sozialismus von den sechziger Jahren bis Anfang der Neunziger.

Ansonsten schaut man ein wenig ratlos und überrascht auf die Nominierungen in den drei Kategorien, zumal in der Belletristik: Wolf Haas mit seinem im vergangenen Herbst schon weitgehend gefeierten Mutterbuch „Eigentum“ ragt da zwar heraus, nicht zuletzt als erfolgreich-erfahrener Autor.

Des Weiteren aber stehen mit Barbi Marković („Minihorror“), Inga Machel („Auf den Gleisen“) und Dana Vowinckel Schriftstellerinnen auf der Liste, die entweder gerade einmal ihre Debüts veröffentlicht haben oder, wie im Fall der 1980 in Belgrad geborenen und in Wien lebenden Barbi Marković hierzulande eher weiträumig unbekannt sein dürften (so großartig Markovićs Thomas-Bernhard-Variation „Ausgehen“ oder ihr Jugoslawienkriegsroman „Die verschissene Zeit“ sind).

Entscheidung am 21. März

Verzwergung eines Preises? Verfeinerung? Oder die alljährliche Entdeckung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur-Vielfalt? Die Jury-Vorsitzende Insa Wilke nennt es lieber anders. Für sie bildet sich bei den diesjährigen Nominierungen „eine verstärkte Auseinandersetzung mit Fragen des politischen und historischen Bewusstseins ab“.

Dieses Politisch-Historische dürfte vor allem also für die Jury der Leitfaden gewesen sein, schaut man sich auch die Sachbuchnominierungen an mit Jens Beckerts „Verkaufte Zukunft“ über das Scheitern beim Kampf gegen den Klimwandel, Christina Clemms Buch „Gegen den Frauenhass“ oder Christina Morinas Porträt der Deutschen und ihrer Demokratie seit den achtziger Jahren. (keine Biografie, kein Künstler- oder Künstlerinnenporträt o.ä.)

Und ähnlich bei den Übersetzungen: Mit Ron Winklers Übertragung von Lawrence Ferlinghettis Gedichten wurde gerade einmal ein Klassiker nominiert. Vergeben werden die drei Preise am 21. März in der Glashalle der Leipziger Buchmesse. Sie sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert, jede Nominierung mit 1000 Euro.

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