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Kultur: Die Träume der Frauen

Die Schauspielerin Katja Paryla ist tot.

Sie hatte Lust am Theater. Sie war lebensfroh und riss mit ihrem Humor die Zuschauer mit. Sie liebte die starken Frauen, und in ihren Inszenierungen herrschten Tempo und Temperament. Katja Paryla war keine Frau fürs Älterwerden – umso betroffener machte es, dass sie nun mit 73 Jahren im brandenburgischen Wölsickendorf bei Bad Freienwalde einer langen schweren Krankheit erlegen ist.

In Zürich als Tochter einer alten, traditionsbewussten Theaterfamilie geboren, prägte sie sich in ihren Rollen als die kräftige, lebenszugewandte junge Frau ein, mit der man Pferde stehlen konnte. Vielen Theatern in der DDR gab sie Profil, ihre wichtigste Zeit hatte sie in Berlin, am Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater, vor allem in der Zusammenarbeit mit Alexander Lang.

Die Zuschauer zog sie stets auf die Seite ihrer besonderen, unbequemen, eigensinnigen Frauen, egal ob es sich um Medea handelte oder um eine Parteisekretärin aus einem russischen Stück der siebziger Jahre. In der unvergessenen „Trilogie der Leidenschaft“ am Deutschen Theater (1983) spielte sie mehrere Rollen, in Strindbergs „Totentanz“ und Shakespeares „Heinrich VI.“ war sie dabei, von 2004 bis 2008 stürzte sie sich in Chemnitz in das Abenteuer der Ensembleleitung. Ihre Kraft, so schien es, war unerschöpflich, und ihr Mut, sich Wünschen und Sehnsüchten, Träumen und Schwächen von Frauen zu stellen, unanfechtbar. Die vielen, vielen Rollen, die sie in klassischen und zeitgenössischen Stücken der dramatischen Weltliteratur gespielt hat, sollen und können hier nicht aufgezählte werden. Katja Paryla wird im Gedächtnis bleiben als eine der großen und dabei stets bescheidenen Schauspielerinnen unserer Zeit. Christoph Funke

Christoph Funke

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