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Kultur: Die üblichen Verdächtigen - Ein Film mit John Travolta

Sexuelle Gewalt in der US-Army - das ist fraglos ein brisanter Stoff. Wird hier leidenschaftlich Anklage erhoben?

Sexuelle Gewalt in der US-Army - das ist fraglos ein brisanter Stoff. Wird hier leidenschaftlich Anklage erhoben? Bis kurz vor seinem Ende gibt sich der Film (Regie: Simon West) diesen Anschein, um dann doch in konservative Bahnen umzuschwenken. Was passiert ist, der bestialische Mord an Captain Elisabeth Campbell (Leslie Stefanson), ist grauenhaft und muss geahndet werden, aber, so die einigermaßen verblüffende Bilanz, ohne weibliche Soldaten gäbe es diese Problematik schließlich gar nicht. Ein ärgerliches Ergebnis. Nur flaue Gefühle bleiben nach diesem spannenden Thriller übrig - hätte er weniger versprochen, wäre die Enttäuschung kleiner ausgefallen. Wen wundert es da noch, dass sich niemand um das Drehbuch riss? Erst als eine erstklassige Schauspielerriege angeheuert werden konnte, kam die Produktion in Gang.

Hauptdarsteller John Travolta, mittlerweile fast in jedem zweiten amerikanischen Spielfilm zu sehen, genießt als interner Ermittler Paul Brenner einen legendären Ruf. Als Elisabeth Campbell auf einem Truppenübungsplatz in den Südstaaten, nackt auf dem Boden liegend und mit Armen und gespreizten Beinen an Pfähle gefesselt, ermordet aufgefunden wird, scheint Brenner der geeignete Mann zu sein, um die Hintergründe des Verbrechens aufzuklären. Das Opfer ist die Tochter des Generals Campbell (James Cromwell), der ein persönliches Interesse an schneller Aufklärung des Falls hat. Schließlich will er seine Karriere mit dem Amt des Vizepräsidenten krönen und kann weder die Schnüffelei des FBI noch das Aufsehen durch die Presse gebrauchen. Was die Sache noch kommoder macht: Einen Verdächtigen hat Vater Campbell auch parat.

Erwartungsgemäß entwickelt sich die Story vollkommen anders, wobei die in Rückblenden referierte Vorgeschichte an Drastik kaum zu überbieten ist. Da ist eine durch Massenvergewaltigung traumatisierte Frau, die ihre Vergangenheit mit einer glänzenden Karriere zu kompensieren versucht. Und eine Reihe von möglichen Tätern, die zu überraschenden Wendungen der Handlung führt, und ein Superermittler, der, eine tüchtige Kollegin (Madeleine Stowe) an der Seite, zu anderen Ergebnissen kommt, als die Auftraggeber sich erhofft hatten. Mehr als ein B-Picture ist das nicht geworden. Der Männlichkeitswahn in der US-Army wird nicht in Frage gestellt. Was eigentlich will dieser Film?In 22 Berliner Kinos; OV in der Kurbel

Carla Rhode

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