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Kultur: Diese Woche auf Platz 2 D12

„D12 World“

HITPARADE

Alle wollen Eminem. Für seine Kumpels interessiert sich hingegen niemand. Davon handelt „My Band“, ein Song, der Ushers „Yeah“ den Rang des penetrantesten Klingeltons dieses Frühjahrs abgelaufen hat. Als eine Art gespielter Witz aus dem Alltag einer HipHopSupergruppe persifliert der Song die Starfixierung von Medien und Fans: Wenn Eminem im Rampenlicht steht, regnet es Höschen und BHs. Seine fünf weniger prominenten Mitstreiter Bizarre, Swift, Kon Artis, Proof und Kuniva gehen leer aus. Leider ist das Album, das auf die Single folgt, weitgehend frei von solcher Ironie. Auch für die philosophischen Einsichten, bei denen Eminem auf seinem letzten Solo-Album angekommen ist, findet sich bei D12 kein Raum. Dabei setzte die Krawall-Truppe aus Detroit mit ihrem millionenfach verkauften Debüt „Devil’s Night“ neue Maßstäbe in Sachen Gewalt- und Drogenverherrlichung. So „krank, öbszon und ekelhaft“ wie möglich wollten die sechs Rapper sein.

Mit „D12 World“ inszenieren sie sich erneut als Bedrohung für die Grundwerte der abendländischen Kultur. Die Welt von D12 ist eine gemeine Welt, in der munter geschossen, vergewaltigt und Crack geraucht wird. Mit besonders unappetitlichen Reimen tut sich Bizarre hervor. In „Just Like Me“ fordert er seinen achtjährigen Sohn auf, die Schule hinzuschmeißen und stattdessen lieber Crack an die eigene Tante zu verkaufen. Und das ist erst der Anfang. Doch die infantile Lust an der pubertären Provokation hat im Angesicht dessen, wozu sich Amerikaner derzeit sonst so fähig zeigen, beinahe etwas Beruhigendes. Es sind Kinderreime: nur eine Fiktion.

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