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Kultur: Diese Woche auf Platz 4 Wolfsheim

„Casting Shadows“

HITPARADE

Vor zwei Wochen verabschiedete der Bundestag den „Gesetzentwurf zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft“: Wenn zukünftig auf CDs das Wort „Kopierschutz“ steht, darf man sie – auch für den privaten Gebrauch – nicht mehr kopieren, selbst wenn der Kopierschutz gar nicht schützt und ein Aldi-Rechner mit gängiger Software locker jedes Bit von der CD herunterholt. Das Umgehen des Kopierschutzes, und sei er noch so dürftig, wird illegal.

Was hat das mit Wolfsheim zu tun? Das Hamburger Elektropop-Duo hat auf seiner Internet-Seite das Fan-Forum geschlossen, weil sich die Diskussionen dort hauptsächlich um Kopierschutz und technische Details drehten – und kaum noch um Musik. Wolfsheim selbst haben sich bei ihrem neuen Album für einen – effektiven – Kopierschutz entschieden. Es war ein Akt der Notwehr. Die Plattenfirma ist ein Independent Label, das von Verlusten härter getroffen wird als ein internationaler Entertainment-Riese. Die Fans goutierten das offenbar nicht. Sie sollten vielleicht überlegen, wen sie kopieren.

Wolfsheim, sind kein Fast-Food-Produkt aus irgendeinem Konzernlabor, sondern langfristig arbeitende Künstler. Letzte Woche stieg ihr Album „Casting Shadows“ auf Platz eins der Charts ein, das Video zu dem melancholischen Hit „Kein Zurück“ hat Detlev Buck gedreht. Wenn man nach 15 Jahren dort angekommen ist, wo Wolfsheim stehen, lässt man sich nicht mehr so gern die Wurst vom Brot nehmen. Das ist nur legitim. Und vielleicht leichter zu verstehen, als eine autoritär auftretende Musikindustrie, die durch massive Strafandrohungen Gefahr läuft, sich den Fan zum Feind zu machen.

Ralph Geisenhanslüke

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