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Kultur: Diese Woche auf Platz 8 Seeed

„Music Monks“

HITPARADE

Eine kleine Enttäuschung vorweg: Der diesjährige Berliner Sommerhit kommt nicht von Seeed. Vor zwei Jahren war es ihr „Dickes B“, eine voluminös pumpende Dancehall-Hymne an die Stadt, aus der Seeed kommen. Sie waren die Kings eines deutschen Reggae-Wunders, zu dem auch Vertreter wie Jan Delay oder Gentleman gehörten. Doch die Karriere des elfköpfigen Kollektivs erfuhr einen besonders heftigen Schub. Es folgten 140000 verkaufte Alben und zwei „Echo“-Auszeichnungen. Seeed spielen nun in jener Liga, die problemlos die „Arena“ füllt. Trotzdem: Dieses Jahr wird das Lieblingslied für Lokalpatrioten wohl „Görlie Görlie“ heißen und von einem weitgehend unbekannten Künstler namens Plattenreiter Kantate kommen. Seeed aber sind inzwischen woanders. Wie bei jeder ernst zu nehmenden Band muss man akzeptieren, dass sie nicht einfach da weiter machen, wo sie beim ersten Album aufgehört haben.

Das Reggae-Rollkommando aus Kreuzberg-Friedrichshain hat sich für den schwierigeren Weg entschieden. Aus den „Dancehall Caballeros“ sind Mönche der Musik geworden, Klangforscher, die in einem halben Dutzend Studios nach Vollendung strebten. Seeed klingen dadurch härter, elektrischer, manchmal auch etwas überproduziert. Der berüchtigte Zweite-Album-Effekt, vielleicht. Doch gegen Ende der CD überwiegt wieder der Nährboden, in dem die Samen von Seeed so gut gedeihen: Reggae mit fetten Bläsersätzen und Bässen tief wie der Marianengraben. Und dort haben Baigorry und die Seinen noch immer die stärksten Wurzeln.

Ralph Geisenhanslüke

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