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Kultur: Diese Woche auf Platz 89 Gentleman

mit „Journey To Jah“

HITPARADE

Das Cover von „Journey To Jah“ wirkt herbstlich: Ein junger Mann sitzt unter einem Baum in rotem, gelbem und grünem Laub. Doch der Eindruck täuscht. Das deutsche Reggae-Wunder Gentleman hat einen langen warmen Sommer in den Charts verbracht. Seit 29 Wochen sonnt er sich in den Top 100, kam bis auf Platz 14. Die Farben sind eine Anspielung auf die Leitfarben der Reggae-Kultur. Letztes Jahr gab es einen kleinen Boom für deutschsprachigen Reggae. Mit so erfreulichen Bands wie Seeed oder Jan Delay. Sie zeigten: Wenn Franzosen, Spanier oder sogar Basken Reggae in ihrer Landessprache singen, ist es nur normal, wenn Deutsche das auch tun. Es muss ja keineswegs klingen wie UB 40 auf Butterfahrt.

Gentleman, bürgerlich: Tilmann Otto, geht trotzdem genau den umgekehrten Weg. Vor gerade mal zehn Jahren hörte Otto zum ersten Mal Peter Tosh und Bob Marley, reiste kurz darauf nach Jamaika, hat mittlerweile mit einer Jamaikanerin einen Sohn - und sich das jamaikanische Patois in Perfektion angeeignet. Vielleicht hat ihn die Mundart-Bürde seiner Heimat Köln besonders angetrieben. Der Westindische Dialekt war vermutlich schwerer zu erlernen als Hochdeutsch.

„Some bwoy must be sick ina dem head“, singt er und klingt wie ein echter Rasta. Kein Wunder: Auch dieses zweite Album ist fast komplett in Kingston entstanden, einige Stücke sogar in den Tuff Gong Studios, wo schon Bob Marley den lieben Jah besungen hat. Auch musikalisch reist Gentleman nicht gerade Touristenklasse. Er tritt bei großen jamaikanischen Festivals auf und im Kleingedruckten seiner CDs stehen Namen wie Bounty Killer oder Sly & Robbie. Vermutlich hat nicht nur das Laub die Farben rot, gelb und grün – sondern auch das Blut in seinen Adern.

Ralph Geisenhanslüke

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