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Kultur: Diese Woche auf Platz 97 Pat Metheny

„One Quiet Night“

HITPARADE

Schwer zu sagen, was aus ihm geworden wäre, hätte er dem Drängen seines Vaters nachgegeben und Wirtschaftswissenschaften studiert. Oder wenn er bei seinem ersten Instrument, der Trompete, geblieben wäre. Aber Pat Metheny schrieb sich für elektrische Gitarre ein und wurde, mit 18, sofort als Dozent übernommen. Mit 20 spielte er in der Band des Vibraphonisten Gary Burton, und bei seinem Debüt als Solokünstler nahm er 1976 mit Bassist Jaco Pastorius eine unvergessene Fusion-Platte auf. Heute ist Metheny noch keine 50, hat reihenweise Meilensteine gesetzt und 14 Grammys erhalten. Die Welt kennt ihn als Sunnyboy aus Missouri, mit Lockenhaar und Ringelshirt.

Schwer zu sagen, was aus Pat Metheny geworden wäre, hätte er nicht mit 14 Jahren ein Konzert von Wes Montgomery gehört. Der warme weiche Ton einer Gibson-Halbresonanz – Metheny hat ihn leicht und luftig gemacht. Es genügt eine einzige Note, um ihn zu erkennen. Doch das Einfache ist kompliziert herzustellen: Jahrelang wurden in der Fachpresse Methenys mehrfach verschleifte Verstärker-Aufbauten mit einem Eifer diskutiert, wie man ihn sonst nur aus dem Bereich des KFZ-Tunings kennt. Jeder Jazzgitarrist wollte mal klingen wie er. Die Pat-Metheny-Phase gehört praktisch zum Erwachsenwerden.

Dass seine Band in den Ohren vieler Kritiker zunehmend an Fahrstuhlbeschallung erinnerte, hat den Erfolg nicht behindert. Im Gegenteil. In der Sparte „Adult Contemporary“ wurde er regelmäßig ausgezeichnet. Aber dann sucht Metheny immer wieder das Wagnis, spielt Free-Jazz, klassischen Bebop – oder eben mit nichts als einer Akustikgitarre und einem Mikrofon ein Soloalbum ein. Natürlich nimmt er dafür nicht irgendeine Klampfe. Es handelt sich um eine tiefer gestimmte „Tenor Guitar“.

Metheny hat den Aufnahmen ihre kleinen Makel und ihre private, ja selbstvergessene Atmosphäre gelassen. „One Quiet Night“ klingt, als würde er zu Hause sitzen und nur für sich spielen. Eine Platte für die Zeit nach Sonnenuntergang, zu hören bei offenen Fenstern.

Ralph Geisenhanslüke

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