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Der „Weltklasse-Bariton“ Dmitri Hvorostovsky.

© Berlin Art-Management

Dmitri Hvorostovsky in der Philharmonie: Sänger der Herzen

Lang ausgehaltene Töne, die sich crescendierend verströmen, lyrische Ansätze, variable Linien: Der „Weltklasse-Bariton“ Dmitri Hvorostovsky begeistert das Publikum in der Philharmonie.

Applaudierend wartet der Dirigent vor dem Orchester auf den eintretenden Künstler. Denn der Abend in die Philharmonie dreht sich um den „Weltklasse-Bariton“ Dmitri Hvorostovsky. Das landläufige Flair eines Tourneeprogramms wird getoppt durch zwei außerordentliche Extras. Constantine Orbelian am Dirigentenpult akzeptiert seine Dienerrolle so inständig, dass er nicht nur die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg mit Ouvertüren und Intermezzi aus Bühnenwerken leitet, sondern zur Unterstützung des Beifalls auch das Publikum dirigiert. Das Orchester wurde 1990 von Absolventen des Petersburger Staatskonservatoriums gegründet. Die Werbung sagt ihm „unverwechselbares künstlerisches Profil“ nach.

Sein begleitendes Musizieren heute klingt aber eher nach routinierter Pflicht als nach Neigung, ausgenommen eine sensible Solocellistin und manche Solobläser. So findet der Maestro seinen Spaß vor allem darin, nach jeder Arie des Sängers die Zuhörer taktierend zu rhythmischem Klatschen anzuhalten. Diese populistische Animation hat nun ein Hvorostovsky eigentlich gar nicht nötig, weil seine Fans – zweites Extra – mit opulenten Blumengebinden das Podium schon mitten in der Vortragsfolge stürmen. Und zum Ende stehen sie mit ihren Sträußen Schlange, um dem Idol nahe zu sein.

Nach vorn strebende Stimme

Da mein Presseplatz im Rücken des Sängers lag, richtete sich der Blick leider nicht auf dessen Antlitz und Mimik, dafür aber auf das berühmte schulterlange Silberhaar, und mein Gehör konzentrierte sich auf die nach vorn strebende Stimme.

Und die hat Kraft und gibt Hoffnung, dass die Krankheit vom Vorjahr bleibend überwunden ist. Es hagelt Begeisterung und Bravi im gut gefüllten Saal – allerdings standen die Blöcke hinter dem Podium leer. Was anfangs im Timbre noch etwas körnig klingt, Opernarien von Mussorgsky und Anton Rubinstein, ordnet sich zum Sieg der mächtigen Stimme, die von einer souveränen Atemtechnik geführt wird.

Die Seele bricht hervor

Lang ausgehaltene Schlusstöne verströmen sich wohlig und crescendierend nicht nur bei Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, lyrische Ansätze, variable Linien sprechen für den Interpreten.

Geht es dem russischen Bariton im ersten Programmteil um Musik aus seiner Heimat, so imponiert er im folgenden vor allem mit Arien von Giuseppe Verdi. Großer Jubel bricht aus nach dem ergreifenden Abschiedsgesang des Rodrigo „O Carlo ascolta“ und der Klage des Rigoletto, weil hier aus der sonst eher gleich tönenden Stimme des Stars die Seele hervorbricht. So siegt ein Sänger der Herzen.

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