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Blick auf das Fridericianum mit documenta-Banner zwischen den Säulen.

© dpa

Documenta 14: Startschuss in Athen

Erstmals findet die Documenta nicht nur in Kassel statt, sondern auch in Athen. Am 8. April geht es in der griechischen Hauptstadt mit rund 160 Künstlern los.

Sie gilt als wichtigste Ausstellung aktueller Kunst, und bisher hat noch jede Documenta das Denken über zeitgenössische Kulturproduktion befeuert. Mit Spannung wird deshalb alle fünf Jahre die Eröffnung im Sommer erwartet, werden zuvor die Namen der Teilnehmer wie Geheimdossiers gehandelt. Bei der Documenta 14 in diesem Jahr ist das nicht viel anders, doch unterscheidet sich die kommende Ausgabe in einem Punkt fundamental von ihren Vorgängern. Nicht Kassel, wo die Documenta Mitte der 1950er Jahre gegründet wurde, ist allein der Austragungsort, sondern erstmals muss sich die hessische Stadt die geballte internationale Aufmerksamkeit mit Athen teilen.

„Von Athen lernen“ lautet deshalb der Titel der von Adam Szymczyk kuratierten Megaschau. Von Athen mussten die Kasselaner erst einmal lernen, wie es sich anfühlt, abgehängt zu sein. Die Documenta beginnt nicht klassisch Anfang Juni in Kassel, sondern zwei Monate vorher in Athen am 8. April. Der Journalistentross – 1500 sollen akkreditiert sein – reist bereits Mitte dieser Woche zur Vorbesichtigung an, dann folgt das Fachpublikum für die professional preview, am Wochenende werden die rund vierzig Veranstaltungsorte für das große Publikum zugänglich sein. Am 10. Juni wiederholt sich der Zauber dann in Kassel. Entsprechend schließt in Athen Teil eins der Documenta zwei Monate früher, am 16. Juli.

Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen

Mit Kassel und Athen, Deutschland und Griechenland hat der polnische Kurator Adam Szymczyk zwei Enden der europäischen Idee für sein Kunstprojekt verknüpft. Die ökonomische Krise, die Entschuldungspolitik, der Umgang mit den Flüchtlingen, die ihren Weg über die griechischen Inseln nehmen, all das spielt in die Auswahl der rund 160 Künstler hinein. Die meisten von ihnen sind noch einmal in Kassel mit einem Beitrag vertreten. Zunächst aber werden ihre Arbeiten in öffentlichen Institutionen, Plätzen, Kinos, Universitätsgebäuden und Bibliotheken in Athen zu sehen sein.

Vielfach handelt es sich dabei um Performances wie etwa vom Berliner Künstlerduo Prinz Gholam am Olympieion, dem Zeus-Tempel. Das Duo will geometrische Konstellationen durch Körperbewegungen darstellen und als „menschliche Inschrift“ einen Kommentar zur Architektur und ihrem gegenwärtigen Zustand abgeben, wie es noch geheimnisvoll in der Ankündigung der Documenta heißt. Symbolbefrachtet ist auch die Aktion des schottischen Künstlers Ross Birrell, der vier Wanderreiter ab 9. April für 100 Tage auf die 3000 Kilometer lange Strecke von Athen nach Kassel schickt. Der Weg führt durch Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich, er folgt historischen Post- und Handelsverbindungen. Die vier Reiter werden nationale Grenzen und auch die Routen heutiger Migranten berühren. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen bei diesem Trip.

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