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Schweizer Rentner in einem thailändischen Altenheim in "I Want to See the Manager".

© Petrolio Film

Doku "I Want to See the Manager": Global fatal

In ihrer Dokumentation „I Want to See the Manager“ gehen Hannes Lang und Mareike Wegener auf eine Weltreise zu Orten, die Auswirkungen der Globalisierung verdeutlichen.

Die filmische Weltreise ist eine populäre Form zur dokumentarischen Erkundung globaler Zusammenhänge. Das Spektrum an Erzählhaltungen reicht vom dirigistischen Durchkommentieren bis zum fragmentarisch offen aufgestellten Arrangement. Letzteres scheint den Filmemachern Hannes Lang (Regie) und Mareike Wegener (Buch) bei „I Want to See the Manager“ vorzuschweben. Das Team, das in dieser Konstellation schon bei Langs preisgekröntem Film über die Industrialisierung der Alpenwelt („Peak“, 2011) zusammengearbeitet hat, ging auf Weltreise.

Ihr Film führt in sieben Stationen von bolivianischen Lithiumschürfern zu einem thailändischen Altersheim für Schweizer Rentner. Sie besuchen die Verlosungvon Kfz-Zulassungen, mit der die Pekinger Stadtverwaltung den explodierenden Individualverkehr steuern will, die Firma Cryonics in den USA, wo Reiche ihren Leichnam für medizin-technologisch avanciertere Zeiten einfrieren lassen, und die von Obdachlosen besetzte und selbstverwaltete 45-stöckige Bank- Hochhausruine in Caracas.

Kommentarlos und visuell eindrucksvoll

„I Want to See the Manager“ stellt diese visuell eindrücklich gefilmten Episoden kommentarlos und ohne nähere Angaben zum Ort des Geschehens nebeneinander. Das ist als Anregung zum Selbstdenken begrüßenswert. Nur führt auch aufmerksames Schauen und Nachdenken hier nicht zu einer über den Moment hinausgehenden Erkenntnis; jedenfalls, wenn einem der im Titel angesprochene allgemeine Verweis auf weltweite Verwerfungen nicht ausreicht. Ein Grund dafür ist vielleicht die impressionistische Kürze der Stationen. Einen anderen liefert das Statement eines indischen Brokers in einem – wohl programmatisch gedachten – Prolog, der die ökonomische Kräfteverlagerung von den alten Industriestaaten zu den Schwellenländern konstatiert.

Die mag irgendwann einmal anstehen, war zur Drehzeit aber eher vorschnell aus dem Eindruck der akuten Finanzkrise entstanden und wurde mittlerweile längst von den realen Entwicklungen eingeholt. Auch in anderen Episoden scheinen abstrakte Thesen die Auswahl bestimmt zu haben. Da soll etwa, wie die Filmemacher in einem Kommentar erklären, ein in Pompeji als Gladiator für Touristen posierender Italiener stellvertretend für den Untergang des europäischen Selbstvertrauens stehen. Das ist schon arg kurz gegriffen. Das Werk von Lang und Wegener scheint im Ganzen mehr ein aus dem Momentum der Post-Finanzkrise geborenes bebildertes Thesenpapier als dokumentarische Gegenwarts-Erkundung. Aber vielleicht sieht das in zehn Jahren schon ganz anders aus.

fsk, Hackesche Höfe, Lichtblick-Kino

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