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Just a gigolo: Peter, der erfahrene Gentleman Host, weiß sich sicher in der Damenwelt der Luxusliner zu bewegen.

© Neue Visionen Filmverleih

Dokumentation "Die letzten Gigolos": Rent a Kavalier

In der Doku „Die letzten Gigolos“ gehen zwei Eintänzer auf Kreuzfahrt. Die galanten Rentner versüßen im Auftrag der Reederei allein reisenden Damen die Zeit.

Die „MS Deutschland“ ist insolvent. Jüngsten Meldungen zufolge sind alle fürs nächste Jahr geplanten Fahrten abgesagt: prosaisches Ende des „Traumschiffs“, für viele ältere Fernsehzuschauer jahrzehntelang der Inbegriff vom Luxus-Reiseglück zwischen Nordmeer und Malediven. Ein paarmal war auch Harald Schmidt als „Gentleman Host“ an Bord. Die Tätigkeitsbezeichnung klingt wie eine schlechte Drehbuchidee. Doch exakt so genannte Eintänzer gab es auf der „MS Deutschland“ wirklich. Zwei der so rüstigen wie galanten Rentner, die im Auftrag der Reederei den allein reisenden und meist gut betuchten älteren Frauen die Zeit an Bord versüßten, begleitet die Doku „Die letzten Gigolos“.

Auf einer der letzten Schiffsreisen geht es von Lissabon nach Gambia, und die amüsierlustigen und putzmunteren Seniorinnen sind in Überzahl an Bord. So haben die Hosts alle Füße voll zu tun, die Damenwelt auf dem Parkett bei Laune zu halten. Dabei versorgt der berufserfahrene Peter den Novizen Heinz – einen ehemaligen Unternehmer – mit wertvollen praktischen Tipps. Die ansehnliche Auswahl an Krawatten, die er in seiner Kajüte ausbreitet, ist nach Einsatzarten durchsortiert, von sommerlich-jugendlich bis zurückhaltend-fein. Tipptopp gepflegt sein, sagt er, das sei in diesem Job das A und O.

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Wirkliche Annäherung ist laut Dienstvertrag verboten

Dabei geht es auch durchaus ums Schöne-Augen-Machen, nicht aber um Sex. So soll zwar jeder Dame das Gefühl vermittelt werden, die Aufmerksamkeit gälte ihr allein. Doch die Hofierten wissen genau, dass den Miet-Kavalieren wirkliche Annäherung laut Dienstvertrag verboten ist. Und sie behaupten, sie genössen gerade diese Freiheit zum folgenlosen Flirt. Andererseits ist das Einhalten der professionellen Distanz nicht immer leicht, wenn man wochenlang Tanzsaal und Bartresen teilt. Auch weil anders als der von Harald Schmidt im Fernsehen verkörperte Berufskollege Oskar de Navetta die echten Hosts obligatorisch Singles sind.

So sind nicht nur manche der weiblichen Reisenden, sondern auch die beiden „Gigolos“ auf Partnersuche, wie sie aus dem Off bekennen. Die dazu passende Spannung wird von einer Montage forciert, die – neben vielen Gesprächen über die Liebe und das Leben – zunehmend das Verhältnis der Hosts zu zwei scheinbar favorisierten Tänzerinnen in den Fokus rückt.

Stephan Bergmann mit Zuviel an Tanz

Das ist schade, denn der erste lange Film des in Graz 1980 geborenen Regisseurs Stephan Bergmann hätte mit seiner schwebend leichten Inszenierung und den auch farblich wunderschönen Cinemascope-Bildern (Kamera: Janis Mazuch) solche romantischen „Traumschiff“-Verwicklungen gar nicht nötig. Die Recherche hätte besser den praktischen und auch ökonomischen Hintergründen und dem organisatorischen Umfeld des Gigolo-Gewerbes gegolten. Auch die zwar grandios inszenierten Einblicke in die Arbeit der Rest-Crew, ob in der Großkombüse oder beim Bettenmachen unter Deck, bleiben so nur impressionistisch hingetupft. Und gegen Ende verlagert sich das Geschehen immer inflationärer auf das Tanzen. Als seien nicht auch von „Let’s Dance“ schon sieben Staffeln gelaufen.

Filmkunst 66, FaF, Hackesche Höfe

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