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Kultur: Donner und Blitz

ULTRASCHALL

„Breath – Hammer – Lightning“ nennt George Lopez sein 1991 uraufgeführtes halbstündiges Orchesterwerk. Damit betreibt der 1955 auf Kuba geborene Komponist, der es fertigbringt, in den Dolomiten seine Musik über riesige Distanzen aufführen zu lassen, erneut wahre Gipfelstürmerei. Extremste Klänge überfluten den Hörer im Konzerthaus: Unablässig hämmern die Schlagzeuger vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auf ihre Trommeln, Donnerbleche und Ölfässer, grelle Bläserschreie brechen aus, es brodeln und qualmen die Bässe. Nach und nach verlassen die Streicher die Bühne, um das Publikum mit wimmernden Lauten einzukreisen – da gibt es kein Entrinnen. Sensibel und temperamentvoll führt Peter Rundel durch diese Klangexplosionen. Eine grandiose Berliner Erstaufführung und ein Werk, das wenig Neues bietet – außer Errungenschaften von Mahler bis Varèse ins Ungeheuerliche zu steigern. Einen großen Wurf unternimmt auch Misato Mochizuki in „Omega Project“. Die 34-jährige Japanerin ließ sich dazu vom französischen Philosophen Teilhard de Chardin anregen. Doch geht sie unendlich viel feiner als Lopez vor, entwickelt nach einem silbrigen Triangelsignal farbig differenzierte, bewegte Abläufe, die selbst in monumentalen Steigerungen ihre Transparenz behalten. Auch Beat Furrers „Madrigal“ reflektiert ehrgeizig über Mensch und Natur. In seiner Musik allerdings überwiegt die Demontage ohnehin schattenhafter, geräuschhaft brüchiger Klänge, so dass dieser Auftakt gegenüber der folgenden orchestralen Üppigkeit doch verblasst.

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