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Kultur: Drei alte Meister und ein Seelenlicht

MALEREI

Unschuld: Das ist das erste Wort, das einem zu den Bildern von Wolfgang Frankenstein einfällt. Als hätte der Maler absichtlich alle Debatten ignoriert, die sich um das Sollen und Können der Malerei drehten. Seligkeit und Ausdruck, Schnappschuss der Seele und Kraftentladung ist Malerei à la Frankenstein. So war es eine sonnenverwöhnte Reise durch Spanien 1986, die den Berliner Maler zu der Serie seiner „Spanischen Bilder“ anregte. Dort sah er Greco, Goya und Velazquez. Die Hommagen, die er den Altmeistern widmete, sind zu Lichtorgien geraten. Es sind wahrscheinlich die schönsten Bilder, die man aus Frankensteins Oeuvre nun im Museum Ephraim-Palais betrachten kann (bis 11. Mai, Katalog 15 €).

Dem Künstler, Berlinern vor allem durch die Gestaltung des U-Bahnhofs Magdalenenstraße bekannt, hat das Stadtmuseum Berlin eine Einzelschau zum 85. Geburtstag ausgerichtet, die zwei Stockwerke des Gebäudes einnimmt und im Hauptteil Frankensteins Produktion der letzten 14 Jahre präsentiert – die „Neuen Bilder“. Da zeigt sich, dass die Zeit am impulsiven Malgestus, an der heiteren Dominanz der Farbe nichts ändern konnte. Doch die Formensprache wirkt zunehmend reduziert. Scherenschnittartige Körper und grob geknetete Silhouetten dringen aus pastosem Grund hervor, gewaltsam schälen sie sich aus Farbmassen heraus. Andere Bilder führen die Auflösung der Differenz, die Verschmelzung von Subjekt und Umfeld vor: So wird der Mensch zum Haus, der „Stadtmensch“ zum Baukörper.

Aureliana Sorrento

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