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EDITORIAL: Nicht mal zu vergessen

In einem Nachrichtenmagazin, das erdacht wird in einer norddeutschen Agglomeration an der Elbe, wurde den Gläubigen soeben mitgeteilt, sie möchten doch bitte London und Paris vergessen; die „coolsten“ Städte Europas seien die so genannten second cities Barcelona, Dublin, Amsterdam, Kopenhagen, Tallin sowie, natürlich, eine norddeutsche Agglomeration an der Elbe. Echt, ein voll krass cooler Artikel.

In einem Nachrichtenmagazin, das erdacht wird in einer norddeutschen Agglomeration an der Elbe, wurde den Gläubigen soeben mitgeteilt, sie möchten doch bitte London und Paris vergessen; die „coolsten“ Städte Europas seien die so genannten second cities Barcelona, Dublin, Amsterdam, Kopenhagen, Tallin sowie, natürlich, eine norddeutsche Agglomeration an der Elbe. Echt, ein voll krass cooler Artikel. Und obermegacool, dass eine etwas größere ostdeutsche Stadt an der Spree, vor kurzem noch in eben jenem Heft voll abgefeiert, überhaupt gar keine Rolle spielt – nicht mal unter „zu vergessen“. Nun, auch wir müssen hin und wieder in Texten etwas kürzen, deswegen geht das schon ok. Womöglich haben sich die Kollegen aber auch nur an eine alte Hausregel erinnert, die da lautet: „Fakten hemmen den Erzählfluss“. Und von einer blöden Recherche lässt man sich ja auch nicht gerne die schöne These kaputtmachen. Fest steht allerdings, dass am „Hamburger Bahnhof“ mehr los ist als in jedem Hamburger Bahnhof. Wir werden ihn deswegen aber nicht gleich vergessen.Lorenz Maroldt

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