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Ehrenbürgerschaft: SPD beantragt Biermann-Ehrung

Nach wochenlangem öffentlichen Streit um eine Berliner Ehrenbürgerwürde für den Liedermacher Wolf Biermann hat die SPD nun einen eigenen Antrag für eine solche Auszeichnung in das Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht.

Berlin - Der Dringlichkeitsantrag sei beim Parlament eingegangen, teilte eine Sprecherin mit. Bisher lag bereits ein entsprechender Antrag der Oppositionsparteien CDU, Grüne und FDP vor, der zunächst auf wenig Gegenliebe bei der rot-roten Koalition gestoßen war.

Biermann wird von der SPD als "bedeutende Persönlichkeit der deutschen Nachkriegsgeschichte" gewürdigt. Der 70-jährige Sänger beglückwünschte die zunächst eher ablehnenden SPD-Abgeordneten im "Hamburger Abendblatt" dazu, "dass sie die Kraft hatten, sich zu korrigieren".

Längere Debatte für Montag angekündigt

Im Berliner Abgeordnetenhaus sollte nicht über das Thema diskutiert werden. Eine längere Debatte wird aber an diesem Montag im Kulturausschuss erwartet, an dessen Sitzung auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der im Berliner Senat das Kulturressort vertritt, teilnimmt.

In der Begründung ihres Antrags schreibt die SPD, die Ausbürgerung Biermanns aus der DDR im Jahr 1976 werde als "Beginn der Oppositionsbewegung gesehen, die das Ende der DDR einleitete und die Einheit Berlins wieder herstellte". Weiter heißt es: "Berlin verdankt Wolf Biermann Gedichte, Lieder, Balladen und Schriften, die die Nachkriegsgeschichte der Stadt, ihre Wunden, ihren Geist und ihre Ausstrahlung reflektieren." Das Parlament wird voraussichtlich am 1. Februar über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde abstimmen.

Biermann: Linkspartei bei "reaktionärer Haltung geblieben"

Biermann sieht sich durch den öffentlichen Streit über seine Ehrenbürgerwürde nicht beschädigt. Das sei "eine ganz besonders dümmliche Art der Heuchelei" gewesen, sagte er in dem Zeitungsinterview. Der Liedermacher blickt zurzeit aber immer noch mit einigem Misstrauen nach Berlin: "Es ist noch nicht raus, ob meine treuen Feinde in Berlin es nicht doch noch schaffen, meine treuen Freunde übern Tisch zu ziehen." Zur Ankündigung der Linkspartei, sich bei der Abstimmung der Stimme zu enthalten, sagte er: "Im moralischen Sinne haben sie sich absolut tadellos verhalten. Sie sind bei ihrer reaktionären Haltung geblieben." (tso/dpa)

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