zum Hauptinhalt

Kultur: Ein Begriff, viele Kulturen

Dieses Südostasien-Handbuch - das erste seiner Art in deutscher Sprache - beginnt mit der Darstellung der Geschichte der Region von der Frühzeit bis zur Entstehung der ersten modernen Staaten. Es folgen elf Länderprofile sowie Beiträge über die wichtigsten Religionen.

Dieses Südostasien-Handbuch - das erste seiner Art in deutscher Sprache - beginnt mit der Darstellung der Geschichte der Region von der Frühzeit bis zur Entstehung der ersten modernen Staaten. Es folgen elf Länderprofile sowie Beiträge über die wichtigsten Religionen. Aufsätze über die wirtschaftliche Entwicklung und über das Staatenbündnis "Asean" sowie ein umfangreicher Anhang schließen den Band ab.

Zahllose Königreiche

Der Eindruck, den man bei der Lektüre gewinnt, ist der einer kaum überschaubaren kulturellen, religiösen, ethnischen und politischen Vielfalt. Schon die naturräumlichen Unterschiede sind extrem. Auch sprachgenetisch lässt sich eine große Heterogenität feststellen. Diese kulturelle und politische Vielfalt wurde später durch die Einbeziehung der vielen Königreiche und Sultanate in internationale Handelsnetze und durch den Kolonialismus verstärkt. Diese Handelsbeziehungen erstreckten sich von China über Malakka bis nach Indien und Europa. Selbst zwischen Acapulco und Manila wurden Silber und chinesische Seide gehandelt.

Die Europäer waren in der frühen Phase des Kolonialismus vor allem an der Monopolisierung des Handels mit Muskatnüssen, Zimt und Gewürznelken interessiert. Wie Claude Guillot zeigt, wurden dabei die "Eingeborenen" von den Europäern noch nicht systematisch, also unter Rückgriff auf rassistische Lehren, diffamiert. Die ersten Reiseberichte sind zwar noch von den Topoi der "üppigen Natur", der "lasziven Konkubine", des "ergebenen Dieners" und des "tyrannischen Fürsten" durchsetzt. Aber im 17. Jahrhundert wurden südostasiatische Gesandte noch mit allen Ehren an europäischen Höfen empfangen. Erst als die imperialen Mächte dazu übergingen, ihre Herrschaft systematisch auszudehnen und abzusichern, wurden die "Eingeborenen" wegen ihrer vermeintlichen rassischen Minderwertigkeit offenkundig verachtet.

Hegemonie ohne Gewalt

Dieser Imperialismus hat aber - wie Jurrien van Goor darlegt - ganz unterschiedliche und nicht immer gewalttätige Formen angenommen. Thailand konnte sich durch eine geschickte Bündnispolitik und durch Ausnutzung des machtpolitischen Patts zwischen Frankreich und Großbritannien vor der Kolonialisierung schützen. Auf den Philippinen gelang es den Spaniern gemeinsam mit der katholischen Kirche, ihre Hegemonie weitgehend ohne militärische Gewalt aufrechtzuerhalten. Die niederländischen Kaufleute wiederum spannten die aristokratischen Eliten für ihre Zwecke ein und ließen die javanischen und malaiischen Adeligen nominell in Amt und Würden. Diese von Nation zu Nation verschiedenen kolonialen Prägungen haben von der gemeinsamen "indischen" Basis bald nicht mehr viel übrig gelassen.

Das Handbuch bewältigt eindrucksvoll die Vielfalt und Komplexität der Phänomene, die sich hinter der scheinbar eindeutigen Kategorie "Südostasien" verbergen. Obwohl es viele Themen nur stichwortartig behandeln kann, vermittelt es einen exzellenten Überblick.Bernhard Dahm, Roderich Ptak (Hrsg.): Südostasien-Handbuch: Geschichte, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur. C.H. Beck, München 1999. 684 Seiten. 128 DM.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false