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Kultur: Ein Fest auf dem Lande

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte mit Ewa Kupiec

„Die Versorgungsfrage ist für den Kulturmenschen eigentlich das Wichtigste“, steht über dem prall gefüllten Kuchenbuffet geschrieben, das sich im Schatten der Klosterkirche St. Trinitatis ausstreckt. Fontanes vielschichtiger Ausspruch ist das ideale Motto für die Brandenburgischen Sommerkonzerte, besonders wenn sie in Neuruppin Station machen. Bei Obststreusel, Gewürzgurke und Wichmann-Schnitte – benannt nach dem dominikanischen Klostergründer aus dem 13. Jahrhundert – öffnen sich des Städters Sinne für den milden Charme der Geburtsstadt Schinkels und Fontanes.

Flirrend tanzt die Sonne über dem Ruppiner See, an dessen gegenüberliegendem Ufer sich die Kirche von Wuthenow mit ihrem italienisch inspiriertem Turmhaus erhebt. Aber ja, das Gotteshaus stammt tatsächlich von Schinkel, versichert der freundliche Herr vom Heimatmuseum im lichten Innenraum. Und zitiert mit Witz Akten einer preußischen Architekturfehde. Lachen im Kirchengestühl. Derart angenehm grundversorgt, rollte Ewa Kupiec im Kirchenschiff von St. Trinitatis eine sanfte Welle des Wohlwollens entgegen. Diese brachte die polnische Pianistin ebenso wenig ins Schlingern wie der weit ausschwingende Klang der kreuzrippengewölbten Halle. Während sie dem Flug der Töne nach lauschte, griff sie immer wieder zart korrigierend ins Klangbild der Chopin-Mazurken ein. Eine kostbare Kunst des Augenblicks, des Tastens, Spürens.

Mit sicherem dramaturgischen Geschick präsentierte Ewa Kupiec ein fesselndes Programm polnischer Komponisten: über die spätromantische Gipfelbesteigung Szymanowskis, die augenzwinkernde Grandezza Paderewskis bis hin zum progessiven Witz Grazyna Bacewiczs. Ein Fest auf dem Lande.

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