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Kultur: Eine Debatte über die Debatte

"Eisenman ist daran schuld", kommentierte die Journalistin Lea Rosh eine Aussage Peter Eisenmans im Tagesspiegel vom Sonntag, der Stand des Verfahrens für ein Holocaust-Denkmal sei ein "Durcheinander".Bei einer Podiumsdiskussion gestern im Deutschen Theater Berlin warf die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas dem amerikanischen Architekten Wortbruch vor.

"Eisenman ist daran schuld", kommentierte die Journalistin Lea Rosh eine Aussage Peter Eisenmans im Tagesspiegel vom Sonntag, der Stand des Verfahrens für ein Holocaust-Denkmal sei ein "Durcheinander".Bei einer Podiumsdiskussion gestern im Deutschen Theater Berlin warf die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas dem amerikanischen Architekten Wortbruch vor.Noch im Blick auf seinen zweiten Denkmals-Entwurf habe er betont, an keinem weiteren Wettbewerb teilzunehmen zu wollen.Dann habe er sich mit dem Bundeskulturbeauftragten Michael Naumann über einen Kompromiß verständigt, der die Integration eines "Haus des Erinnerns" vorsehe.Michael Mönninger, Berliner Zeitung, sagte dazu: "Eisenman hat seine künstlerische Ehre verloren", da er Leute wie den Historiker James E.Young düpiert habe, die seine Argumentation für ein reines Denkmal öffentlich unterstützt hätten.

Unter dem Motto "Der Denkmalsstreit - das Denkmal" wurde bei der Veranstaltung in der Federführung des Philo Verlags über die Debatte um "Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas" diskutiert.Neben Rosh und Mönninger saßen auf dem Podium Moshe Zuckermann, zur Zeit Fellow am Wissenschaftsinstitut in Berlin, Thomas Langhoff, Intendant des Deutschen Theaters, und als Moderator Peter Iden, Frankfurter Rundschau.An den Anfang stellte Iden die These, die Diskussion über das Denkmal sei das Denkmal selber.Dem widersprach Lea Rosh.Die Diskussion dauere vielleicht noch einige Jahre, während ein Denkmal Jahrhunderte überdauere.Der israelische Wissenschaftler Zuckermann äußerte seine Besorgnis, das Thema könne dadurch "entsorgt" werden, daß sich die Debatte vom eigentlichen Gegenstand löse.Anhand der Walser-Bubis-Debatte habe man gesehen, daß es am Ende nur noch um das "Warum" und nicht mehr um das Thema der Diskussion gegangen sei."Das Denkmal wird durch Zerreden kontaminiert", sagte er.Mönninger und Rosh widersprachen mit dem Hinweis, erst die Debatte habe das Thema in das öffentliche Bewußtsein gebracht.

Rosh forderte, daß der zweite Wettbewerb zuerst abgeschlossen werden solle.Einen weiteren Wettbewerb hält sie angesichts der Kosten und der langen Dauer nicht für sinnvoll.Außerdem müsse er dann europaweit ausgeschrieben werden."Es ist fraglich, ob Künstler das noch ernstnehmen", so Rosh.Gegenwärtig bestünde, sekundierte Mönninger, das Hauptproblem darin, den Überdruß an dem Thema in den Griff zu bekommen.In ästhetischer Hinsicht stellte Zuckermann infrage, ob der Eisenman-Entwurf einem "Ritual des Gedenkens" gerecht werde könne."Spricht das Objekt für sich, oder wird es erst durch seine Widmung verstanden?", fragte er."Ein "Scheingefecht", sagte Rosh.Die Walser-Bubis-Debatte hätte gezeigt, daß viele dieses Gedenken nicht in der Mitte der Hauptstadt wollen.Jeder weitere Wettbewerb wäre eine Bestätigung dafür: "Die Frage ist, wie wir dann damit umgehen."

RAOUL FISCHER

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