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Kultur: „Eine große Chance wurde vertan“ Direktorin Eva-Maria Häusler

zu den Hintergründen

Frau Häusler, woran ist die Fusion des Art Forums mit der abc-Messe gescheitert?

Das Art Forum Berlin und abc sollten in einer gemeinsamen Veranstaltung aufgehen, der Art Berlin Contemporary. Grundsätzlich waren wir uns einig über die Aufteilung der Verantwortlichkeiten. Abc hätte Inhalt und Konzept bestimmt. Das Art Forum hätte die Messehallen zugunsten eines Standorts im Zentrum aufgegeben und auf den angekündigten Termin sowie seinen Namen verzichtet. Die Messe hätte den organisatorischen Part und das wirtschaftliche Risiko übernommen. Während der Verhandlungen stellte sich jedoch heraus, dass der Beitrag der Messe auf die wirtschaftliche Trägerschaft reduziert werden sollte. Die Organisation hätte de facto das Anwaltsbüro Heller & Partner übernommen. Das wäre Sponsoring und keine Partnerschaft gewesen. Deshalb hat sich die Messe zurückgezogen. Die Verantwortlichen des Art Forum stehen hinter dieser Entscheidung.

Welchen Gewinn hätten Sie in einer Fusion gesehen?

Berlin hätte Gemeinschaftsgeist und Stärke gezeigt. Das wäre für den Standort wichtig gewesen. Auf die Verhandlungen haben Sammler, Künstler und Galeristen aus aller Welt positiv reagiert.

Wie beurteilen Sie den Schaden für den Kunststandort Berlin?

Es wurde eine große Chance vertan. Warum so etwas in Berlin passieren kann, ist für Außenstehende nicht nachvollziehbar.

Was geschieht mit den Galerien aus dem In- und Ausland, die sich für eine Teilnahme am diesjährigen Art Forum entschieden haben?

Wir haben alle Bewerber umgehend informiert. Ein Teil der Galerien ist eingeladen worden, in der Ausstellung abc Künstler zu zeigen. Für viele Galerien außerhalb Berlins war es jedoch wichtig, einmal im Jahr ihr Programm in der Stadt zeigen zu können. Das fällt nun weg.

Ist es in Berlin schwieriger als an anderen Orten, die Kräfte zu bündeln?

Ich glaube ja. Berlin ist eine Stadt ohne traditionelle Sammlerschaft mit genügend Kaufkraft zur Stützung einer Messe. Dennoch ziehen immer mehr Galerien her. Heute sind die Konkurrenz und der wirtschaftliche Druck sehr groß. Ob man eine Messe organisiert oder ein Gallery Weekend – bei einer Veranstaltung mit limitiertem Platzangebot muss bei der Auswahl der Teilnehmer immer irgendwo eine Grenze gezogen werden. Trotzdem sollte man eine offene Kommunikation pflegen und respektvoll miteinander umgehen.

Wie beurteilen Sie persönlich Ihre Erfahrungen in Berlin?

Ich habe mich gefragt, ob ich – hätte ich gewusst, was passieren würde – nach Berlin gekommen wäre. Die Antwort lautet Ja. Es war eine spannende Zeit. Wir hatten einen fantastischen internationalen Beirat, der an Berlin geglaubt hat. Es wäre schön gewesen, wenn tatsächlich alle an einem Strang gezogen hätten.

– Das Gespräch führte Angela Hohmann.

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