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Kultur: Eiskalte Wände

Eigentlich treten sie ja nicht gern in Deutschland auf: Die Gagen sind viel zu niedrig, die Steuern viel zu hoch. Frau Gheorghiu und Herr Alagna haben etwas geschaffen, das sich in Geld nicht aufwiegen lässt.

Eigentlich treten sie ja nicht gern in Deutschland auf: Die Gagen sind viel zu niedrig, die Steuern viel zu hoch. Frau Gheorghiu und Herr Alagna haben etwas geschaffen, das sich in Geld nicht aufwiegen lässt. Oder kennen Sie den Preis für einen Traum? Und so ziehen sie hin, verschmelzen für ihr Publikum die tragische Liebe der Oper mit dem sanftem Charme der Zugewinngemeinschaft. "La Bohème" spielt für Angela Gheorghiu und Roberto Alagna eine besondere Rolle: Mit Puccinis Meisterwerk lernten sie sich in London kennen, vor einem Auftritt als Rodolfo und Mimi gaben sie sich in New York das Ja-Wort. In der Deutschen Oper wollte das Glamourduo nun beweisen, dass es sich in verzweifelte Figuren einfühlen kann. Alagna setzte ganz auf mit Macht angestemmte Lautstärke, die die lyrischen Qualitäten seiner Stimme zum Splittern brachte, und auf lockige Naivität. Ein fideler Dichter, der gern sein Manuskript dem Ofen überlässt. Über Liebe und Schönheit wird nichts drin gestanden haben. Um ihn herum probieren sich die Künstlerfreude (Ralf Lukas, Roberto de Candia, Arutjun Kotchinian) in einsamen Weitsprüngen von der großen Mummenschanze.

Dass die Inszenierung gesellschaftlicher Brisanz entsagt, verkündet das Programmheft. Dass sie auch die Wahrheit des Herzens aufgibt, liegt am Traumpaar. Das hat nicht viel Lust miteinander zu spielen, will den ersten Kuss gar nicht auskosten. Gheorghiu, nach den Worten ihres Mannes größer als die Callas, singt zumindest technisch kontrollierter als ihr Gatte, bleibt aber in frostigen Fernen. Eine Mimi, deren Ende uns so wenig ans Herz geht wie das Dirigat von Stefano Ranzani.

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