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Kultur: Erniedrigte und Beleidigte

Ein Buchtipp, nicht nur für Italien

Man kauft die meisten Bücher nicht unbedingt zum Lesen, sondern zum Haben. Und irgendwann kommt für jedes Buch die Zeit, dass man es aufschlägt. Dieses hier hat nicht lang auf dem Stapel gelegen: „The Big Book of National Insults“, erschienen 2002 bei Cassell in London. Und für zehn Pfund erstanden auf einem Londoner Flughafen. Damit sind wir beim Thema Reise und Urlaub. Im handlichen Format eines Vademecum kann man sich hier sogleich mal für die Insel wappnen: „Es gibt nur drei Gründe, die gegen England sprechen – die Gegend, das Klima und die Leute“. Sottisen, Beleidigungen und Schmähungen aller Art und gegen aller Länder Herren hat man hier parat. „Ganz Italien ist ein Theater, und die schlechtesten Schauspieler stehen auf der Bühne.“ Hat G. B. Shaw gesagt. Ist nicht ganz neu, aber immer wieder hübsch. Oder: „Amerika ist die einzige Nation in der Geschichte, die wundersamerweise direkt von der Barbarei in die Degeneration übergegangen ist – ohne den üblichen Zwischenschritt der Zivilisation“ (Georges Clemenceau). Und apropos: „England hat Fußball-Hooligans, Deutschland hat Neo-Nazis, und Frankreich hat Bauern“ (The Times). Der „Richtig Rüpeln“-Führer ist nach Ländern und Kontinenten aufgeteilt und gespickt mit Ausfällen mehr oder weniger Prominenter von einst und jetzt. Schnell kapiert man das Prinzip der Injurie: Jeder gegen jeden, und hinter jeder Beleidigung steckt eine hübsche Portion Selbsterniedrigung.

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