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Kultur: "ernst jandl. a komma punkt": vom vom - zum zum. und zurück: Künstlerische Freiheit in der Berliner Akademie der Künste

"bei gott! oder ein wenig darüber", da mag er sich jetzt aufhalten.

"bei gott! oder ein wenig darüber", da mag er sich jetzt aufhalten. Mit diesem sich selbst relativierenden Ausruf beginnt die Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste (bis 4. März, montags 13-19 Uhr, dienstags bis sonntags 10-19 Uhr). Sie war zu Jandls 75. Geburtstag am 1. August 2000 gedacht, doch der große Wiener Poet erlebte sie nicht mehr. Strenges Schwarz-Weiß an der Wand, kompromisslose Kleinschreibung: Ein Klassiker der künstlerischen Freiheit, der seine Liebe zum Experiment zeitlebens zu erneuern und radikalisieren wusste, ist zu besichtigen. Klaus Siblewski, Verfasser der gleichnamigen Bildmonografie, eröffnete die Schau, die so gar keine herkömmliche, vitrinenlastige Angelegenheit geworden ist. Welch ein Kontrast zur überladenen Peter-Rühmkorf-Hommage im Raum nebenan: Bei Jandl dominiert, dem Anliegen des Sprach- und Sprechmeisters folgend, die Reduktion. Der dynamische Gegensatz zwischen quadratisch und rund gleicht dem zwischen Jandls scharf betonten Konsonanten ("vom vom zum zum") und den wohlgerundeten Os aus "Ottos Mops": Sieben eckige Schautafeln präsentieren mit Texten und Original-Exponaten die wesentlichen Lebensstationen und -themen des Dichters wie "Jandl und der Krieg" oder "Jandl und Friederike Mayröcker". Sieben begehbare Zylinder in der Mitte des Raumes sind als Hörkojen eingerichtet. Gedichte prangen an den runden Wänden, von oben baumelt eine Lautsprecherkugel herab. Jandl spricht - eine Standleitung in den Himmel der konkreten Poesie.

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