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Kultur: Erst beschnuppern, dann loslegen

Elena Baschkirova ist eine außerordentlich vitale Pianistin, und beim Auftritt des Metropolis-Ensembles - ihrer Kammermusikformation mit Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters - behauptet sie zunächst eindeutig die Führungsposition.Die steht der temperamentvollen Künstlerin in Beethovens keckem Klaviertrio op.

Elena Baschkirova ist eine außerordentlich vitale Pianistin, und beim Auftritt des Metropolis-Ensembles - ihrer Kammermusikformation mit Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters - behauptet sie zunächst eindeutig die Führungsposition.Die steht der temperamentvollen Künstlerin in Beethovens keckem Klaviertrio op.11 auch zu, und so kann sie ihre wunderbar geschliffene Technik und ihren sensiblen Klangsinn zeigen.Daß alles flott und ein wenig kühl vorüberzieht, daß das Adagio zu sehr im Betulichen verweilt und dem Finale der letzte Ingrimm fehlt, mit dem Beethoven hier ein triviales Opernthema zerhackt, liegt auch an der nicht allzu ausgeprägten Kommunikation mit den Partnern Wenzel Fuchs und Dietmar Schwalke.Vor allem Fuchs läßt in der Klarinettensonate f-moll von Johannes Brahms Profil vermissen: während die Pianistin leidenschaftlich davonprescht, hat er ihr klanglich nichts entgegenzusetzen und kann sie andererseits auch im Andante nicht zu verhaltener, fast verlöschender Innerlichkeit überreden.

Keine Frage, technisch ist das alles tadellos.Doch wirklich persönliche Gestaltung bringt erst Madeleine Carruzzo ins Spiel.In der späten Sonate für Violine und Violoncello von Maurice Ravel fesselt sie mit anmutiger Linienführung, die sie ebenso musikantisch belebt wie feinfühlig ausbremst.Ihren feinherben Geigenton stimmt sie mit Schwalkes nun wärmer belebter Klanggebung am Cello minutiös ab, pikant vor allem in sich kreuzenden hohen Lagen.Hier wird alles reines Melos, spröde-dissonant und gerade in seiner Zerbrechlichkeit berührend - dafür gibt es erste Bravorufe im Kammermusiksaal.Bartóks Trio "Kontraste" vereint dann die unterschiedlichen Musikertemperamente in sprühender Virtuosität, in der Baschkirowa transparentere Balance herstellt, Fuchs zu deftigeren Klarinettenkapriolen gelangt, Carruzzo mit "Zigeuner-Flair" betört.Daß sie sich endlich gefunden haben, davon können alle vier Musiker das begeisterte Publikum noch einmal mit einem leidenschaftlichen Piazzolla-Tango überzeugen.

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