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Kultur: Es geht um Liebe, Hass und Verrat

Einerseits versteht man unter dem Begriff "Rosenkrieg" die englischen Erb-und Thronfolge-Schlachten und Metzeleien, die zwischen 1455 und 1485 zwischen den Häusern York und Lancaster tobten und die Shakespeare zu seinen großen "Historien" ("Richard III" etc.) inspirierte.

Einerseits versteht man unter dem Begriff "Rosenkrieg" die englischen Erb-und Thronfolge-Schlachten und Metzeleien, die zwischen 1455 und 1485 zwischen den Häusern York und Lancaster tobten und die Shakespeare zu seinen großen "Historien" ("Richard III" etc.) inspirierte.

Andererseits versteht man darunter einen Film, in dem das Hauen und Stechen zwischen einem Ehepaar nach dem Motto "Ehen werden im Himmel geschlossen, aber in der Hölle exekutiert" vorgeführt wird - bis zum letzten Ende. Danny de Vito, Hollywoods boshaftester Kleinwüchsiger, spielte den Anwalt der beiden Parteien, der zwar seine Kohle aus dem Ehefeuer holt, sonst aber nix. Nun soll der kleine de Vito, so ist zu lesen, eine große Filmrolle in Deutschland bekommen: In der Polit-Soap "Das Herz schlägt links" ist er für die Hauptrolle vorgesehen, für den Oskar. Für den Oskar Lafontaine. Und das wären die "Rosenkriege" von Shakespeare und der "Rosenkrieg" ("bis dass der Tod uns scheidet") in einem Aufwasch. Denn es geht um Liebe und Hass, um Macht und Verrat.

Liebe: Zwei Männer an der Saarschleife, zwischen die nicht einmal ein Blatt Papier passt. Soap: wie Kanzler Schröder aus enttäuschter Liebe seine Doris sitzen ließ (er sei übelgelaunt ins Bett gegangen, greint sie am Telefon ihrer saarländischen Freundin Christa vor). Und dann der Rosenkrieg! Wie Oskar de Vito im Kabinett mutig schweigt, als der Kanzler ihn abkanzelt. Und wie er traurig sagt: Ehe der Hahn drei Mal kräht, wirst du mich an die Bildzeitung verraten haben! Den Kanzler spielt Cohiba oder ein Dressman von Brioni. Oder von Peek und Cloppenburg. Und wie er seiner Frau dabei die Lockenwickler rausdreht. Traurig. Aus dem weizenblonden Haar. Und wie er in die Entenschuhe seines Sohnes beißt. Aus Verzweiflung und sozialer Enttäuschung.

Den Film will Werner Koenig produzieren. Für die Ausstattung will er Bodo Hombach gewinnen. Um Kosten zu sparen. Frau Lafontaine spielt Katja Flint. Oder Klaus Maria Brandauer. Aber vielleicht spielt der auch den Oskar. Als Hamlet ("er ist dick und außer Atem"). Oder den Schröder, als Bond-Bösewicht. Man kann, während das Herz links aufgeregt puckert, so recht ins Träumen kommen: Oskar, ein Mann auf der Flucht, versteckt sich in Drei-Sterne-Fresstempeln, schleicht sich in den SPD-Parteitag, den Dolch im Gewande. "Auch du, mein Sohn Brutus", seufzt Scharping und stürzt vom Rad. Ergreifend. Bewegend. Ein Film, in dem ein Herz schlägt. Und zwar links. Zwo, drei, vier. Es könnte allerdings auch einfacher sein. Dass sich der clevere Produzent einfach die Rechte an der Lafontaine-Geschichte krallen will, indem er die Buchrechte kauft. Für alle Fälle. Um eines Tages eine Farce daraus zu machen. Unter dem Titel: "Der Feinschmecker". Und als Lafontaine nimmt er dann Otfried Fischer. Den Dicken. Der ist wenigstens abendfüllend. Titel: Die Hosenkriege. Wie kriege ich meine Hose zu. Und den Hals nicht voll. Eine deutsche Komödie, eine Komödie aus Deutschland.

Hellmuth Karasek

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