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Esther Kinsky hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen.

© Jens Kalaene/dpa

Leipziger Buchmesse: Esther Kinsky gewinnt Preis der Leipziger Buchmesse

Die Berliner Autorin Esther Kinsky ist für ihren Roman "Hain" mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Karl Schlögel erhält den Sachbuchpreis.

Es ist ein frommer Wunsch, den der Leipziger Buchmessendirektor an diesem kalt-strahlenden Donnerstagnachmittag zu Beginn der Verleihung der Preise der Leipziger Buchmesse äußert. Egal, an wen die Preise im einzelnen gehen, so Zille, jedem der nominierten Bücher sollte doch bitte schön ein langes Leben beschert sein, von wegen Haltbarkeit, Allgemeingültigkeit etc.

Dass dem leider nicht so ist, hat zum einen damit zu tun, dass das mit dem Lesen in digitalen Zeiten so eine Sache ist. Selbst der zum Optimismus in der Regel verpflichtete Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller hatte ja am Abend zuvor bei der Eröffnung einen bedenklichen Leserschwund konstatiert, von Buchmarkteinbrüchen gesprochen, und angekündigt, den Ursachen dieses Schwundes auf die Spur zu kommen und ihnen entgegenzuwirken. Zum anderen hat wiederum der Markt etwas gegen langlebige Bücher, so funktioniert er einfach. Er, vulgo die Verlage, produziert immer mehr, fast verzweifelt möchte man sagen, und kaum ist ein wichtiges, großartiges Buch zwei, drei Monate in der Welt, gibt es wieder doppelt und dreifach so viele neue wichtige und großartige Bücher.

Es ist dann geradezu rührend, wie die Juryvorsitzende Kristina Maidt-Zinke wieder einmal die Kraft und Widerständigkeit der Qualitätsliteratur beschwört und das Preiswesen in Deutschland (das sich so gar nicht in den Bestsellerlisten spiegelt) "als letzte Bastion gegen eine von den Marktgesetzen dominierte literarische Produktion" feiert. Ja, ja, der böse Markt, die gute Literatur, wenn es doch so einfach wäre. Zumal ja gerade die Preise in Frankfurt (Deutscher Buchpreis) und eben dieser in Leipzig im Hinblick auf den Markt ins Leben gerufen wurden, sie sich selbst als Marketinginstrumente verstehen.

Der Übersetzerpreis geht an Sabine Stöhr und Juri Durkot

Immerhin werden in Leipzig auch Sachbücher und vor allem Übersetzungen ausgezeichnet, und mit Karl Schlögels großformatiger Archäologie einer untergegangenen Welt, "Das sowjetische Jahrhundert", und der Übersetzung von Serhij Zhadans Roman über den Krieg im Donbass, "Internat", durch Sabine Stöhr und Juri Durkot, haben zwei nicht gerade bestsellerverdächtige Bücher die diesjährigen Preise verliehen bekommen. So wie in den Kategorien Sachbuch und Übersetzung war es in diesem Jahr kaum vorherzusehen, wer denn den Belletristikpreis gewinnen würde, so verfeinert war die Auswahl, so gezielt jenseits des deutschsprachigen Qualitätsliteratur-Establishments von Josef Winkler über Angelika Klüssendorf bis hin zu Arno Geiger und vielen mehr. Am Ende ist Esther Kinsky mit ihrem autobiografischen Vater-Italien-Verlust-und Geländeroman "Hain" die glückliche Gewinnerin, und so reif, mitunter formvollendet dieses Buch ist, kann man diese Wahl nur gutheißen.

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