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Kultur: Familienpolitik: "Das Familienbild ist gespalten"

Frank Decker (37) ist Politologe an der Uni Bonn. SPD und Grüne entdecken die Familienpolitik.

Frank Decker (37) ist Politologe an der Uni Bonn.

SPD und Grüne entdecken die Familienpolitik. Bringt das am 22. September Stimmen?

Das reicht nicht, im Wahljahr wird nach Arbeitsplätzen, wirtschaftlicher Entwicklung, persönlichem Wohlstand gefragt. Trotzdem sind "weiche" Themen wichtig. Schröders Bilanz in der Sozial- und Wirtschaftspolitik ist nicht strahlend, deshalb bringt er dieses Thema nach vorne. Die Koalition stellt ihre eigenen Modernisierungsleistungen heraus, die auch für den Anspruch der "Neuen Mitte" stehen.

Und das hilft der Koalition im Wahljahr?

Das ist eine strategische Möglichkeit, die Union in die Defensive zu bringen. Deshalb nützt es der Regierung, Themen wie Familienpolitik stärker herauszustellen. Das Schlüsselproblem ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch die Konservativen können sich der Tatsache nicht mehr verschließen, dass man Ganztagesschulen braucht. Stoiber hat das eingeräumt. Er möchte in der Gesellschaftspolitik nicht in die rechte Ecke gedrängt werden. Dem arbeitet er entgegen - mit der Gefahr, dass sein Profil nicht mehr so scharf ist.

Warum fällt es der Union schwer, auf dem Feld der Familienpolitik zu punkten?

Wo es um das Familienbild geht, ist die Union gespalten: Einmal gibt es das klassische alte Rollenverständnis, wonach Frauen für die Kindererziehung zuständig sind und ihre beruflichen Ambitionen zurückstellen müssen. Dann vertreten in der Union viele das Bild der selbstständigen Frau und verlangen, die Vereinbarkeit von Kindern und Berufstätigkeit zu erleichtern. Es ist für die Union schwierig, eine innerparteiliche Balance zu finden. Symptomatisch dafür war Stoibers Antwort bei Christiansen auf die Frage, ob er ein traditionelles Familienbild habe. Er sagte: Sowohl als auch.

Ein Kernkonflikt der Konservativen?

Das kann man so sehen: Der Konservativismus will traditionelle Wertvorstellungen und wirtschaftlichen Fortschritt, alte Regeln und neue Dynamik, miteinander verbinden. Das ist eine Gratwanderung.

Rot-Grün hat kaum Prominenz, die mit ihrem Lebenslauf für die Versprechen ihrer Familienpolitik stehen. Ein Problem?

Natürlich müssten die Wähler ein familienpolitisches Konzept auch mit bestimmten Personen identifizieren können. Das ist ein Schwachpunkt der Koalition. Dass bei den Grünen ausgerechnet Joschka Fischer die Familienthesen verkündet, der bekanntlich Außenpolitiker ist, macht das ganze Dilemma deutlich. Für die SPD müsste eigentlich die Familienministerin das Thema puschen. Aber sie ist in der öffentlichen Debatte kaum präsent.

SPD, Grüne entdecken die Familienpolitik.

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