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Kultur: Faust aufs Auge

Bei Goethe erscheint Mephisto in Form eines Pudels. Rainer Matsutani lässt ihn als Bernhardiner auftreten, das passt besser zur Physiognomie des Darstellers Armin Rohde (Foto rechts).

Bei Goethe erscheint Mephisto in Form eines Pudels. Rainer Matsutani lässt ihn als Bernhardiner auftreten, das passt besser zur Physiognomie des Darstellers Armin Rohde (Foto rechts). Faust ist pathologischer Grübler, ewiger Student und also Taxifahrer. Mit Vornamen heißt er Frank, Jan Josef Liefers (Foto links) spielt ihn mit Dackelblick und Dreitagebart. Frank Faust fährt sein Taxi zu Bruch, Mephisto rettet ihn und schlägt ihm einen Pakt vor, den Vertrag hat er schon dabei. Binnen vier Wochen bis zur Walpurgisnacht, heißt es im Kleingedruckten, soll dem Faust sein entflohenes Gretchen - Sonsee Ahray Floethmann, sehr blond - wieder in den Armen liegen. Seelenverkauf per Unterschrift, kumpelhaftes Schulterklopfen und ab.

"Wir sehn die kleine, dann die große Welt. / Mit welcher Freude, welchem Nutzen / Wirst du den Cursum durchschmarutzen!", sagt Mephisto bei Goethe zu Faust. In Rainer Matsutanis Film 6 6 6 - Traue keinem, mit dem du schläfst, führt Mephisto den Faust wirklich ein in die große Welt: München! Und darin, in diesem Cocktailbar- und Bussi-Bussi-München: lauter Prominente, wie ausgeschnitten aus der "Bunten". Claudia Schiffer! Boris Becker! Und Bernd Eichinger, der "6 6 6"-Produzent himself! Mephisto kann jederlei Gestalt annehmen, selbst die von Heiner Lauterbach, und weil Gretchen beeindruckt sein will, verwandelt er sich, pyrotechnische Verpuffungen auslösend, immer wieder neu. Dann aber verliebt er sich in Faust, denn Mephisto ist schwul, hihi. "Perspektive deutsches Kino", hieß eine Berlinale-Reihe. Mit "6 6 6" ist das deutsche Kino wieder dort angekommen, wo es immer schon war: beim Flachwitz der Beziehungskomödien. Am Tiefpunkt.

(chs)

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