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Mera (Ryôhei Suzuki, links) führt die üble Horde an.

© INOUE SANTA TOKYO TRIBE FILM PARTNERS

Film "Tokyo Tribe": Beats und Battles

Hip-Hop-Musical trifft Martial Arts-Spektakel in der knalligen Mangaverfilmung „Tokyo Tribe“ von Sion Sono.

Unheil liegt in der Luft an diesem regnerischen Abend in Tokio. „Die Welt endet“, schreit jemand, während sich die Kamera in eine bunt-chaotische Straßenszenerie senkt, durch die ein rappender Erzähler führt. Und tatsächlich geht es in den kommenden knapp zwei Stunden nicht nur dank eines Erdbebens hoch her in der futuristischen Version der japanischen Hauptstadt, die von zahlreichen Gangs beherrscht wird. Einige dürfen sich in kurzen Rapszenen vorstellen und dazu kräftig herumposen.

Anschließend geht die wilde Fahrt dieser von Sion Sono inszenierten Manga-Adaption hinein ins finstere Verbrecherherz des Bukuro-Viertels. Hier regiert der feiste Buppa (Riki Takeuchi), ein Menschenfleisch verspeisender Widerling, der sich in seinem verlotterten Hofstaat auch den Killer Mera (Ryôhei Suzuki) hält. Der blond gefärbte Brutalo metzelt schon mal ein halbes Dutzend Dinner- Gäste weg, um seine Samurai-Schwerter zu testen. Später schickt ihn Buppa mit einer Schlägertruppe los, die Alleinherrschaft über Tokio zu erkämpfen. Alles läuft auf eine großen Schlacht zwischen Buppas Bösewichtern und den vereinigten Rap-Gruppen hinaus.

Gekämpft wird mit Worten und Schwertern

Dramaturgisch ist dieser Mix aus Hip-Hop-Musical und Martial-Arts-Film wenig ambitioniert, die Comic-Herkunft wird kaum verborgen. Denn in „Tokyo Tribe“, mit dem der auf Extremes spezialisierte Sion Sono die Tradition der japanischen Yakuzafilme spielerisch weiterführt, geht es allein um Beats, Bewegung und Battles. Es muss cool aussehen und knallen. Was die meiste Zeit auch der Fall ist – sieht man einmal von den beknackten Szenen ab, in denen mit Messern auf den nackten Oberkörpern junger Frauen herumgefuhrwerkt wird.

Fast der komplette Film ist mit Musik unterlegt, die eine lustige Oma mit Sonnenbrille und Schürze auf Plattenspielern am Straßenrand auflegt. Die Sounds sind old-schoolig-unspektakulär, auch die teils gerappten Dialoge sprühen nicht eben vor Dynamik und Originalität, wobei dem auf die Untertitel angewiesenen Publikum ohnehin einige Feinheiten entgehen dürften. Doch oft genug sprechen ja Fäuste und Waffen – eine universelle Sprache, fein choreografiert.

In sechs Berliner Kinos

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