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Der 28-jährige Dirigent Santtu-Matias Rouvali.

© Kaapo Kamu/DSO

Debüt im Deutschlandradio: Finne mit Feuer

Hier werden Karrieren gestartet. Ein Abend mit dem Deutschen Symphonie-Orchester und drei spannenden jungen Künstlern aus Finnland, Belgien und den Niederlanden im Rahmen der Konzertreihe „Debüt im Deutschlandradio“

Ein gewisses Prickeln ist immer dabei, wenn das Deutsche Symphonie-Orchester junge Künstler zum „Debüt im Deutschlandradio“ empfängt. Vielleicht wird an diesem Abend ja der neue Tugan Sokhiev entdeckt! Ihren heutigen Chefdirigenten lernten die DSO-Musiker tatsächlich im Rahmen der 1959 als „Rias stellt vor“ gestarteten Nachwuchsförderkonzerte kennen.

Schaut man die Liste der Interpreten durch, stößt man auf lauter klangvolle Namen. Allein im Jahr 1987 beispielsweise waren Christian Thielemann, Jewgeni Kissin und Leonidas Kavakos unter den Debütanten. Darum sitzen auch am Mittwoch die Talentscouts gleich mehrerer großer deutscher Orchester in der Philharmonie – genauso gespannt auf die Auftritte der Newcomer wie das Publikum. Santtu-Matias Rouvali muss als Erster aufs Podium: Mit seinem wilden Lockenkopf erinnert der quirlige Finne an den jungen Simon Rattle, zumindest in der Rückenansicht. Wie der Philharmoniker-Chef hat auch er seine Musikerkarriere als Schlagzeuger begonnen. Der 28-Jährige hat einen extralangen Dirigentenstab dabei, reißt aber trotzdem die Arme sehr hoch, versucht, alle Instrumentengruppen gleichzeitig anzufeuern, zu unterstützen.

Rouvali will viel – und bekommt vom DSO immerhin schon mal einen tollen Klang. Der Anfang von Jean Sibelius’ „Finlandia“ lässt sich bedrohlicher denken, der Siegesmarsch aber erstrahlt brillant im Breitwandsound. Wohl fühlt sich Rouvali auch bei Béla Bartóks „Tanz-Suite“: Bunt und bewegt gerät ihm die polystilistische, idealisierte Bauernmusik, feurig, ohne Scheu vor grellen Farben.

Mit äußerst intensivem Ton geht die 1991 geborene Holländerin Harriet Krijgh Edward Elgars Cellokonzert an, als Monolog einer einsamen Seele. Jeglicher Spaß an offensiver Virtuosität geht dieser ernsten Musikerin ab, selbst die effektvollen Passagen im Schlusssatz bleiben bei ihr Teil des solistischen Leidenswegs.

Ganz anders veranlagt ist da Annelien Van Wauwe: In Aaron Coplands Klarinettenkonzert kommt die 26-jährige Belgierin den Zuhörern sofort entgegen, lässt kraftvoll-diesseitige, blühende Kantilenen über dem Orchester schweben. Zielsicher durchschreitet sie die melancholischen Weiten des Beginns, legt eine so tolle Kadenz hin, dass man, wie beim Jazz, spontan Zwischenapplaus spenden möchte, und hat auch fürs Finale den richtigen Swing. Wow!

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