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Trotz trutziger Fassade. Kulturarbeit mit Geflüchteten heißt auch, sie zu Besuchen in den Theater der Stadt durch freie Tickets zu animieren und etwa hinter die Front der Volksbühne Theater am Rosa-Luxemburg-Platz zu schauen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Flüchtlingsprojekte im Kulturausschuss: Der Mensch muss in den Mittelpunkt

"Schnell" gibt es nicht, aber langfristige, nachhaltige Kulturarbeit, versprechen die Projektleiterinnen von KulturLeben und Berlin Mondiale.

Darin waren sich im Kulturausschuss die Parteien und zur Anhörung geladenen Vertreter kultureller Institutionen einig: Die zukünftige Kulturarbeit mit Geflüchteten muss die Menschen als Subjekt stärker in den Vordergrund rücken. Sie sollen sich aktiv einbringen können, statt nur „mit Kultur bemuttert zu werden“, so Kultursenator Klaus Lederer.

Zwei Ansätze hierfür stellten Sabine Kroner, Projektleiterin der Organisation Berlin Mondiale, und Angela Meyenburg, Geschäftsführerin des Vereins KulturLeben, vor. Das 2014 ins Leben gerufene Projekt Berlin Mondiale ist ein Zusammenschluss von zahlreichen Berliner Kultureinrichtungen und Flüchtlingsunterkünften, die gemeinsam kulturelle Förderprogramme und künstlerische Projekte realisieren. Geflüchtete nehmen hier an der Entwicklung von Projekten wie Theaterstücken, Konzerten oder Workshops teil.

Der Verein KulturLeben wiederum verteilt kostenlose Tickets für Kulturveranstaltungen an Geflüchtete und bedürftige Menschen in der Stadt. 360 Kulturpartner stellen dafür der Organisation nicht verkaufte Eintrittskarten zur Verfügung. So werden jährlich 48 000 Kulturplätze an über 15 000 Gäste gestiftet, die sich beim Verein registriert haben. Neben der Vergabe von Gruppentickets für Flüchtlingsunterkünfte gehen die Mitarbeiter der Organisation auch selbst in die Einrichtungen, um Interessenten für die Registrierung einer Einzelteilnahme zu gewinnen, die auch nach Verlassen der Unterbringung fortbesteht. Geflüchtete sind außerdem eingeladen, sich im Verein als Kulturbotschafter zu engagieren.

Beide Vertreterinnen betonten, dass in Zukunft die kulturellen Angebote in Randgebieten der Stadt gestärkt werden müssten. Durch die Auflösung von Notunterkünften und das Verlassen der Turnhallen sei zwar zunächst eine Verbesserung der Lebensbedingungen erreicht, aber der Standortwechsel bedeute für viele Geflüchtete einen Umzug von der Stadtmitte an die Peripherie. Das Problem rücke damit aus dem Sichtfeld, der Handlungsbedarf verstärke sich zugleich, da es weniger kulturelle Angebote am Stadtrand gäbe.

Trotz sinkender Zahlen neu eintreffender Geflüchteter müsse die bisher geleistete Integrationsarbeit dauerhaft durch den Kulturausschuss gesichert werden, forderten die beiden Vortragenden. Die kulturellen Unterschiede stellten für die Fördereinrichtungen eine besondere Herausforderung dar, die es zu meistern gelte. „Schnell“ könne man da nicht anbieten, so Angela Meyenburg, dafür aber langfristige, nachhaltige Kulturarbeit.

Nina Raddy

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