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Kultur: For President

Aserbaidschan: Regisseur Ibrahimbekow kandidiert.

Der Filmemacher Rustam Ibrahimbekow will bei den Präsidentenwahlen in Aserbaidschan gegen Amtsinhaber Ilham Alijew antreten. Vor über 40 Jahren schrieb der Regisseur das Drehbuch für den Film „Die weiße Sonne der Wüste“, der bis heute Kultstatus in der ehemaligen Sowjetunion besitzt. 1995 gewann er für „Die Sonne, die uns täuscht“ einen Oscar, den einzigen in der ehemaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan. Der 74-Jährige ist der gemeinsame Kandidat der Opposition, die ihn im Juli bei einem Treffen im benachbarten Georgien nominierte.

Allein dies hat Seltenheitswert. Statt gemeinsam Front gegen die Autokraten zu machen, fallen Regimegegner in den UdSSR-Spaltprodukten häufig über potenzielle Verbündete her. Dass sie sich bei Wahlen angesichts ideologischer und programmatischer Differenzen gar auf einen gemeinsamen Herausforderer verständigen, ist bisher einmalig. Zunächst war nicht einmal sicher, ob dieser kandidieren darf. Denn Ibrahimbeyew besitzt neben der aserbaidschanischen auch die russische Staatsbürgerschaft. Und die Entlassung aus dieser dauert im Regelfall ein halbes Jahr. Gewählt aber wird bereits am 16. Oktober, Bewerber müssen die erforderlichen Unterlagen bis spätestens 9. September bei der zentralen Wahlkommission in Baku einreichen. Der Regisseur schaffte es dennoch in weniger als zehn Tagen. Kenner glauben, das Procedere sei durch einen Ukas von Wladimir Putin beschleunigt worden.

Zwar ist Rüstem Ibrahimbeyew – im Westen eher mit seinem russischen Namen Rustam Ibrahimbekow bekannt – ein dezidierter Parteigänger Russlands. Doch selbst als gemeinsamer Kandidat der Opposition hat er kaum Chancen, den derzeitigen Präsidenten aus dem Amt zu drängen. Denn Ilham Alijew, der seit 2003 regiert, ist der Sohn von Haydar Alijew. Dieser, zu Sowjetzeiten erst Geheimdienst-, dann Parteichef in Baku, hatte sich 1993 erneut an die Macht geputscht, damit einen Bürgerkrieg verhindert und mit den Erlösen aus Energieexporten allmählich auch das krasseste Elend beseitigt.

Dafür wurden Baba Haydar – Väterchen Haydar – nicht nur Menschenrechtsverletzungen und andere Demokratiedefizite nachgesehen, sondern auch Ilham, der ähnlich autoritär regiert. Selbst Moskau hält ihn für politisch „unversenkbar“. Die Lage ist reichlich kompliziert. Russische Rückendeckung für den Herausforderer wäre gleichbedeutend mit dem Ende aller Bemühungen, Aserbaidschan, das eine neutrale Außenpolitik verfolgt, doch noch zum Übertritt in das prorussische Lager der UdSSR-Nachfolgestaaten zu bewegen und auf wirtschaftliche und militärische Integration der Ex-Sowjetrepubliken festzulegen. Bisher scheiterte Moskau damit vor allem wegen Unterstützung für Bündnispartner Armenien bei dessen Streit mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach. Zwar ist Aserbaidschan auf längere Sicht der attraktivere Partner für Moskau, Armenien aber derzeit Russlands einzige sichere Bank im südlichen Kaukasus. Elke Windisch

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