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"Frankfurter Rundschau": Klassenkampf!

Das Management der "Frankfurter Rundschau" stößt mit seinen Sparplänen und dem angekündigten Stellenabbau auf erbitterten Widerstand bei der Belegschaft. Die trat am Dienstag in einen vorübergehenden Warnstreik.

Frankfurt/Main - Bei der wirtschaftlich angeschlagenen "Frankfurter Rundschau" sorgt die weitere Sanierung hausintern für handfesten Krach. Am Dienstag traten nach Betriebsratsschätzung rund 200 der insgesamt noch verbliebenen rund 800 Mitarbeiter in einen vorübergehenden Warnstreik, um gegen Pläne der Geschäftsleitung für einen weiteren Stellenabbau zu protestieren. Laut Betriebsrat will der Verlag weitere 200 Stellen einsparen, davon rund die Hälfte durch betriebsbedingte Kündigungen. Das Druck- und Verlagshaus, das die linksliberale Traditionszeitung herausgibt, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

An einer Kundgebung in Frankfurt am Main beteiligten sich nach Betriebsratsangaben mehr als 100 Mitarbeiter aus allen Abteilungen. Ob der Ausstand sich in der Mittwochausgabe des Blattes bemerkbar macht, stand nach Darstellung der Mitarbeitervertretung am Nachmittag noch nicht fest. Bei diesem ersten Warnstreik sei es mehr um die öffentliche Wirkung als um ein Stören des Produktionsablaufes gegangen, hieß es.

Betriebsrat droht mit weiteren Streiks

Ob es weitere Aktionen der Belegschaft geben werde, hänge vom Verhalten der Geschäftsleitung ab. "Sie sucht den Weg der Konfrontation - den hat sie jetzt", sagte ein Betriebsratsvertreter. Notfalls sei auch eine Ausweitung denkbar. Neben betriebsbedingten Kündigungen geht es laut Betriebsrat um Auslagerung von Stellen zu schlechteren Tarifbedingungen und um das Nicht-Wiederbesetzen altersbedingt frei werdender Stellen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi teilte mit, die Geschäftsführung bestehe auch nach mehreren innerbetrieblichen Verhandlungsrunden darauf, den anstehenden Stellenabbau mit Hilfe betriebsbedingter Kündigungen durchzusetzen. Die Gewerkschaft forderte dagegen einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und zur sozialen Absicherung der Arbeitnehmer. Die Sanierung müsse behutsam erfolgen und dürfe nicht übers Knie gebrochen werden.

Management hält Verdi Sturheit vor

Betriebsrat und Verdi sehen Spielraum, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Sie schlagen dazu unter anderem eine befristete Verkürzung der Arbeitszeit bei entsprechend reduzierter Bezahlung in den von Kündigungen bedrohten Abteilungen vor.

Der Geschäftsführung warf Verdi Sturheit vor. Offenbar werde das Management in seinem "harten Kurs durch die Großgesellschafter" - die SPD-Medienholding ddvg und die Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg - unterstützt. Dabei habe die ddvg trotz ihres Engagements bei der Frankfurter Traditionszeitung zuletzt 12,1 Millionen Euro Gewinn verbucht, unterstrich der stellvertretende Verdi-Landesleiter Berthold Balzer. (tso/ddp)

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